Samstag, 12. Januar 2019

Terry


Freitag, 11.01.
Gegen acht klopfte es an unser Fenster. Zunächst dachten wir es sei Alina, aber es war eine Frau von der Stadt. Höflich wies sie uns daraufhin, dass wir schon die letzten Nächte hier gestanden hatten und gab uns einen Flyer mit anderen Orten zum Übernachten. Glatt noch einmal den 200 Dollar Strafgeld davongekommen  
Um zwölf Uhr trafen wir uns mit Terry, dem älteren Mann, der mich am Strand angesprochen hatte. Wir unterhielten uns etwas mit ihm und fuhren dann mit seinem Jeep in die Stadt, weil er einen Freund hatte, der Chef eines italienischen Restaurants war und vielleicht einen Job für uns haben könnte. Es stellte sich heraus, dass wir dort schon einmal gewesen waren und wieder wurden wir wegen der ungünstigen Uhrzeit auf später vertröstet.
Im der Wartezeit lud Terry uns zum Mittagessen beim Thai ein (und fragte direkt nach einem Job für uns). So viel Gemüse hatten wir schon lange nicht mehr auf einem Teller.
Zurück bei ihm halfen wir ihm ein wenig mit Staubsaugen und Staubwischen und durften seine Waschmaschine benutzen.
Wieder beim Italiener (diesmal waren wir in einem älteren, französischen Modell unterwegs, für dessen Türen vor allem Sarina nicht talentiert genug gewesen war, und Terry hatte sogar eine französische Mütze auf gehabt), konnten wir nicht genug Erfahrung vorweisen.
Stattdessen liefen wir etwas am Strand entlang und ließen uns ein Eis schmecken. Auch hier zeigte sich absolut kein Talent. Keinen Schimmer, wie kleine Kinder das machen, aber uns wurde die halbe Schokoladenmandelkruste vom Softeis geweht.
Unser nächster Stopp war bei PaknSave (unser erster hier auf der Südinsel!). Terry verhielt sich wie ein Opa und wollte uns einfach alles kaufen! Vom Orangensaft konnten wir ihn noch abhalten, aber beim Thunfisch wirkte Sarinas "nein" wohl nicht so überzeugend. Er bezahlte sogar das Insektenspray, dass ich mir eigentlich von meinem eigenen Geld kaufen wollte! (Ohne Insekten-Spray kann man hier aktuell nicht überleben. Meine kompletten Beine und vorallem Knöchel bestehen nur noch aus roten Flatschen, feste Schuhe werden zur Qual.)
Während Terry etwas Fernseh schaute, lagen Sarina und ich auf unseren Luxusluftmatrazen und lasen.
Sarina schlief irgendwann ein und Terry und ich begannen schon einmal mit dem Abendessen. Wir kochten Lamm mit Kartoffeln und ganz viel Gemüse. Sarina schaffte zum Nachtisch sogar Eis!
Abends trafen wir uns noch mit dem Quartett, Maxi (Selins nun wieder ehemaliger Ex) und Sabrina. Wir hatten uns viel zu erzählen (auch was Silvester passiert war, nachdem wir uns aus den Augen verloren hatten) und gingen danach feiern. Wir probierten alle drei Clubs aus.
Samstag, 12.01.
Heute wurde ich tatsächlich um kurz vor elf von Sarina geweckt. Anders hätte ich den Farmer Markt vermutlich verschlafen.
Nach einer heißen Dusche (die letzte war im Wellington gewesen) und einem unglaublich leckeren Frühstück (Haferflocken mit Banane, Milch und Blaubeerjoghurt) liefen wir mit Sabrina über den Markt und probierten uns durch. Durch die reduzierten Schokobrötchen bei Countdown wurde es wieder zu einem Fresstag.
Mit Alina liefen wir zum Centre of NZ. Oben angekommen, waren wir fix und fertig wegen der Hitze und der Steigung. Die Aussicht war toll und wir saßen dort einfach und redeten.
Danach verbrachten wir etwas Zeit vor der Bücherei, nutzten das Wlan und skypten mit Ben.
Abends wurden wir von Terry mit Crackern, Tomate, Käse und Lachs erwartet, dann kochten wir zusammen Pasta.

Rabbit Island


Montag, der 07.01.
Der Tag begann mit einer kalten Dusche (um zwei Dollar zu sparen, bei der Hitze aber fast angenehm) und Porridge, da wir endlich wieder einen Herd zur Verfügung hatten.
Wir fuhren zu Waterfront und gaben dort unsere CVs bei jedem Restaurant ab. Ich hatte am Ende noch sieben übrig, weil ich mir sowieso wenig Chancen wegen meiner mangelnden Erfahrung versprach.
Tim kam auf die grandiose Idee, den Lebenslauf unter der Türe eines geschlossenen Restaurants hindurchzuschieben. Es stellte sich mit der Hilfe von Google Maps als Meeresfrüchte Restaurant heraus, aber trotzdem hielt er an der Begeisterung fest.
Direkt am Hafen pflanzten wir uns auf eine Bank im Schatten und aßen den restlichen Nudelsalat.
Im Warehouse schafften wir es, unsere blaue Lichterkette zurückzugeben, die kürzlich den Geist aufgegeben hatte. Von dem Geld kauften wir uns eine klappbare Spülschüssel und fünf Zahnbürsten (damit sollte ich das Jahr wohl überstehen). Unsere Suche nach Obstshops war nicht so erfolgreich. Ich schaffte es nur, einen einzigen Lebenslauf abzugeben.
Nach dem Abendessen spielten wir mit einer Vierergruppe (d, interessante Kombi: die Zwillinge Charli und Anna, Annas Freund Orno und Ben) Phase 10 mit einem normalen Kartenspiel. Das können wir mit meinem auch spielen, schließlich habe ich mir von Zuhause auch eine Karte der Phasen mitgenommen!
Das Spiel dauerte Stunden. Anna gab irgendwann auf und Sarina steckte fast bist zum Ende in Phase vier (zwei Vierlinge) fest.
Um kurz nach eins war das Spiel endlich vorbei. Danach vielen wir alle aber auch wie tot ins Bett.
Dienstag, der 08.01.
Gestern war es morgens endlich etwas Kühler und wir haben beide bis kurz vor elf geschlafen! Morgens hatte ich mich aber irgendwann umgedreht und die Tür geöffnet, sodass ich ihm Luftzug lag.
Wir trafen uns mit Tim und fuhren zur Rabbit Island, die Simon uns ausdrücklich empfohlen hatte. Während die beiden erfolglos versuchten eine Hütte aus Stöcken zu bauen, spaziert ich gute zwei Stunden am Strand entlang. Danach gingen wir im Meer schwimmen und es war so schön warm und die Wellen so geil hoch, dass wir nie wieder rauswollten. Erst recht nicht weil uns eine kalte Dusche erwartete.
So schlimm wie erwartet war es aber gar nicht. Abgesehen davon, dass ich anscheinend mein Shampoo und meine Seife in der Dusche des Campingplatzes stehen lassen habe... Und Shampoo ist hier ziemlich teuer.
Danach saßen wir mit unseren Campingstühlen in der Sonne und genossen Strand und Meer, während wir unsere Bücher lasen.
Danach fuhren wir zurück zu unserem Campingplatz, auf dem wir eigentlich nur zwei Nächte hatten stehen dürfen und kochten. Tim machte uns mit seinen Gnoccis eifersüchtig, aber unsere Roast Chicken Soße wurde diesmal wieder durch Gemüse (und Äpfel) aufgepeppt.
Nachdem Tim gefahren war, spielten wir wieder Karten mit den Vieren vom Tag zuvor. Charli, der als einziger dagegen war, die 4.Phase nach hinten zu verschieben (weil er es lustig fand), blieb wie das Karma es wollte, rundenlang dort stecken und Sarina gewann schlussendlich. Diesmal ging das Spiel tatsächlich nur bis kurz nach zwölf.
Mittwoch, 09.01.
Heute haben wir den ganzen Tag bei Burgerking verbracht und haben erfolglos probiert, uns für einen Studiengang zu bewerben, um ggf. Kindergeld zu bekommen, wir waren aber zu doof für die Website.
Nach einem vorgezogenen Abendessen lief ich zurück in die Stadt, denn ich hatte um 17:30 Uhr meine Probearbeit in der Pizzeria Bella. Anstatt wie erwartet Pizza zu machen, wurde ich direkt als Waitress und Dishwasher gleichzeitig eingesetzt. Ich brachte die Bestellungen (, nahm auch eine auf,) und probierte, mir bei den anderen etwas abzuschauen.
Auf dem Rückweg nahm ich einen kleinen Umweg, einfach weil das Wetter angenehm war und es Spaß gemacht hat. Vielleicht zweihundert Meter vor dem Campingplatz ruft Sarina mich an, dass wir uns in der Stadt treffen würden, weil eine Freundin aus Tauranga dort war. Also lief ich die zwanzig Minuten zurück in die Stadt. Prinzipiell hatte ich absolut kein Problem damit den Umweg zuvor war ich schließlich auch freiwillig gelaufen und ich genoss die Zeit für mich allein, aber! Der Parkplatz auf dem wir uns treffen war einfach dreihundert Meter von der Pizzeria entfernt!
Wir unterhielten uns lange mit Alina darüber, was in der Zeit nach Taupo so passiert war und verabschiedeten uns um kurz vor elf.
Donnerstag, 10.01.
Gestern verbrachten Sarina, Alina, Tom und ich den Tag am Strand. Es war etwas frischer als beim letzten Mal und die Wellen entpuppten sich als richtige Herausforderung. Alina hatte ziemlich schnell viel zu viel Salzwasser im Auge und gab auf. Sarina und ich probierten weiter, etwas mehr hinauszukommen. Es war aber eher ein Schritt nach vorne und zwei zurück. Dafür war es ein super Gefühl, wenn man es schaffte, die riesigen Wellen hinaufzuschwimmen, ohne dass die genau über uns brachen.
Während die anderen sich in die Sonne pflanzen, um zu lesen bzw. sich einfach nur zu sonnen, wanderte ich wieder den Strand entlang. Dabei kam ich ins Gespräch mit einem älteren Mann. Terry wurde in Christchurch geboren, lebt jetzt eigentlich in Italien und verbringt gerade noch einmal ein halbes Jahr hier in Neuseeland.
Er bot mir sogar an, dass wir in seinem Driveway parken dürfen!
Nachmittags trafen wir uns mit Sabrina in der Stadt. Wir liefen ein wenig orientierungslos durch die Gegend, kauften uns eine Zehnerpackung Eis am Stiel bei Countdown und redeten.

CVs...


Samstag, 05. 01.
Unser Plan des Ausschlafens ist wegen der Sonne nicht wirklich aufgegangen. Um halb acht stand ich auf und traf tatsächlich noch auf Chai. Ich verabschiedete mich und versprach ihm, ihn wieder in Wellington besuchen zu kommen.
Die Duschen waren wieder überfüllt (einige wirkten ziemlich verkatert) und Sarina und ich mussten Ewigkeiten warten. Das Zelt war ziemlich schnell und leicht wieder abgebaut (Danke, Sid!)
Wir unterhielten uns noch etwas mit Simon, der zurück nach Wanaka fahren wollte und machten uns dann auf den Weg zur Bücherei. Dort überarbeiteten wir unsere Lebensläufe das letzte Mal und druckten sie aus.
Wir wollten sie eigentlich in Restaurants abgegeben, aber wir gerieten in die Stoßzeit und waren daher nicht so erfolgreich. Die ganze Zeit brannte die Sonne auf uns nieder.
Abends gingen Sarina und ich noch mit Simon feiern. Seine Autoreparatur hatte sich als komplizierter herausgestellt und er musste noch bis Montag bleiben. Schlauerweise hatte er seinen Pass vergessen und musste noch einmal zurück.
Bis zwölf Uhr wurde in dem Club Livemusik gespielt, danach war der DJ an der Reihe.
Sonntag, 06.01.
Ab zwölf machten wir wieder die Restaurants und Bars in der Innenstadt unsicher. Fast maschinell setzten wir unsere Cappys ab (wenn möglich, war es noch wärmer) und wiederholten unseren Satz und reichten unseren Lebenslauf ein. Wir fragten sogar im Kino! Außerdem lief ich den ganzen Tag mit einem riesigen Schild "Looking for work" herum. Dieses liegt nun mit Telefonnummer in der Windschutzscheibe.
Da das geplante Grillen mit Stanley verschoben wurde, gingen wir in den Naturpark. Die meiste Aufmerksamkeit widmeten wir jedoch den Tieren im Schatten. Eine besondere Attraktion war ein wunderschöner Pfau, der uns eigentlich die ganze Zeit verfolgt hat. Außerdem bekamen wir mit, wie die Eulen mit Mäusen und drei junge Babyvögel gefüttert wurden.
Abends fuhren wir dann zu dem Campingplatz auf dem Simon schon zwei Nächte geschlafen hatte und machten uns den Nudelsalat (mit Paprika, sauren Gurken, Speck und Schinken, der eigentlich für das Grillen gedacht war. Wir aßen ihn warm, aber er war super lecker.
Mit Simon quatschen wir, (ich räumte zwischendurch sogar auf), und spielten Badminton.

Bay Dreams Festival


Freitag 04. 01.
Nach leckeren Ciabatta Brötchen mit Schokoladencreme und Banane zum Frühstück nahmen wir den Shuffle zum Festival. Während wir warteten, dass der Bus losfährt, machte Sarina mir meine Haare. Diesmal nicht offen, das heißt gefährlich bezüglich eines Sonnenbrandes, aber gut, um einem Hitzeschlag entgegen zu wirken.
Tim arbeitete noch einmal drei Stunden (und verdiente 50 Dollar), während Sarina und ich ganz zufällig auf Chai trafen. Mit ihm setzten wir uns in den Schatten ganz in der Nähe der Hauptbühne, Sarina schminkte mich und wir warteten darauf, dass das Festival begann.
Wir hielten uns eigentlich 24/7 im Schatten auf. Freiwillige des Red Frogs verteilten zunächst Gummibärchen und dann Wasserbecher.
Erst bei den Stickyfinger, die Chai verehrt, trauten wir uns in die Menge von schwitzenden, feiernden Körpern.
Allzulange hielten Sarina und ich es dort aber auch nicht aus. Auch wenn Chai mir immer wieder ein "This song is beautiful" zurief, hörten sich die Songs für mich alle gleich an.
Wir ließen ihn noch etwas auf der Tanzfläche und gingen zurück zum Dönerstand. Tim nutze unseren Anblick als Grund aufzuhören und wir bekamen alle drei noch einmal einen Döner (diesmal war es wirklich Dönerfüllung, der Sauerkraut etwas versalzen, aber ansonsten perfekt!).
Bei Countdown holte sich Tim dann Cider. Ein zweiter Kassierer wurde gerufen, weil das Mädchen an der Kasse Sarina nicht mit dem Bild auf ihrem Pass identifizieren konnte.
Wir setzen uns auf eine Bank, aßen Gummibärchen und genossen die Stille. Das Hämmern der Musik konnte man immer noch aus der Ferne erahnen.
Der Rest des Tages ging genauso weiter, wie er begonnen hatte: Ständiges Trinken auffüllen, eincremen und Leute beobachten.
Als das Festival sich dem Ende näherten, wurde es kalt und Simon (d, 22?), der ebenfalls für die Dönerbude gearbeitet hatte, lieh mir seinen Pullover. Dann gingen Sarina, Tim und ich Jack Daniels im nächsten Liquorstore kaufen. Mit Stanley und Simon setzten wir uns auf eine Parkbank direkt am Fluss, tranken den JD mit Cola, redeten und lachten. Meine Stimme hatte ich seit gestern Abend nicht wieder gefunden und das amüsierte alle zusätzlich.
Danach ging es zur Aftershowparty. Zunächst wollte der Securitymann und nicht auf das Gelände lassen, wegen des fehlenden grünen Bändchen. Simon hatte jedoch noch eins, von einem anderen Festival und uns anderen brachte Stan mit der Behauptung hinein, wir würden gleich arbeiten.
Die Musik bei der Aftershowparty war so viel besser als zuvor. Wir tanzten wie die Verrückten, Simon gab mir mehrmals Bier aus und die Securityleute wurden unsere besten Freunde.
Wir begannen zunächst damit, mit Dosen Fußball zu spielen. Das Ziel war es durch die Beine eines anderen zu schießen - ich war unglaublich schlecht darin und ein glatzköpfiger Mann wackelte häufiger mit dem Zeigefinger.
Dann probierte Simon zunächst, Tim auf seine Schultern zu nehmen. Das ganze sah erst einmal wie ein misslungener Bocksprung aus, weshalb warum auch immer, alle mich dazu zu drängten. Das ganze war ein bisschen wie das Rodeoreiten in Wellington und der zweifelnde aber gleichzeitig amüsierte Blick des glatzköpfigen Securitymannes war genial. Als Simon mich absetzte, landete ich direkt vor seinen Füßen und er gab mir tatsächlich einen High Five! Daraufhin kniete Simon sich wieder nieder und bot dem Glatzkopf ebenfalls seine Schultern an. Dieser tätschelte aber nur Simons Kopf.
Sarina musste mich dann später auch auf die Schultern nehmen, vermutlich nur um zu beweisen, dass sie es ebenfalls kann. In diesem Moment waren aber viele Mädchen auf den Schultern ihrer Freunde (!).
Irgendwann kamen Sarina und ich auf die Idee, um Tim herumzutanzen. Ein anderer Mann kam auf uns zu und ermahnte uns: "Könnt ihr diesen jungen Mann bitte in Ruhe lassen? Er mag das nicht." Ich bestätigte ihm im ernsten Tonfall, dass wir das könnten, sobald er sich umgedreht hatte, brachen Sarina und ich in einem Lachanfall aus. Es stellte sich heraus: Tim hatte in die Richtung des Securitymannes einen Scheibenwischer gemacht und auf uns beide gezeigt.
Um drei Uhr wurden die Lichter angemacht und obwohl wir eigentlich gar keine Lust hatten, war die Party vorbei.
Wir nahmen den Shuttle zurück und nahmen direkt die nächste vermeintliche Tradition mit. Plötzlich gingen nämlich die Hände aller Fahrgäste an die Decke. Simon, Stanley und ich realisierten es nur wegen des aufgeregten Gekreische, Tim und Sarina verpeilten es komplett. Sarina, die zu diesem Zeitpunkt fast am schlafen gewesen war, wurde aber eigentlich von niemanden wirklich wahrgenommen. Alle riefen Tim "Ausziehen" zu. Dann hielt auch noch der Bus.
Und als die ersten Leute den Bus verließen, war die Forderung von einem Moment auf den anderen vergessen.
Zurück am Campingplatz verteilten wir uns auf unsere Zelte.

South Island

Dienstag, 01.01.
Sarina und Tim verspäteten sich, in der Zeit telefonierte ich mit Maria und Ben.
Endlich waren wir wieder zusammen. Die Situation war so lustig, als ich draußen wartete und die beiden grinsend auf mich zukamen. Sarina und ich aßen trockenes Toast, Tim probierte sich etwas am Rest Obstsalat und wir probierten die ganze Zeit Pizza zu bestellen. Ich telefonierte noch mit Papi und Tomke, dann ging ich etwas durch Wellington spazieren und telefonierte mit Ben. Dort wurde ich auch an Eli weitergereicht und hörte ein paar andere (Benni nicht zu überhören) im Hintergrund.
Um vier traf ich mich mit Sarina, Tim, Chai und Callum wieder am Haus. Zusammen gingen wir Pizza essen (ausnahmsweise weder Pizza Hut noch Dominos). Chai bezahlte uns sogar Garlic Bread und Pepsi.
Zurück in der Wohnung unterschrieben Chai, Sush und Callum die Tshirts und ich wurde wie immer bei Schlafmangel etwas hyperaktiv. Tim und ich spielten Tischtennis an der Theke.
Wir setzten uns noch kurz mit Chai und zwei seiner Freunde in eine Bar (genau genommen Dakota), verabschiedeten uns dann aber bald und holten unseren Schlafmangel auf Harrys Grundstück etwas nach.

Mittwoch, 02.01.
An unserem letzten Tag in Wellington schafften wir es dann endlich, den Mount Victoria hochzufahren. Danach parkten wir wieder an der Island Bay und trafen uns mit Alex. Tim und ich überlegten lange, ob wir ins Wasser gehen sollten. Schlussendlich ging ich in BH und Hotpants schwimmen. Das ganze war es aber auch wert, das Meer war so schön warm.
Auf dem weiter in die Stadt probierte ich Quentins Instagramaccount über Paulas zu finden. Und wer läuft an uns vorbei? Paula, Sophie und Joozt. Wir unterhielten uns kurz mit ihnen, dann holten Tim und Sarina sich einen Frozen Drink bei Mces. Auf dem Rückweg und in der Zeit, in der wir an unserem Auto auf Andrew warteten, beobachten wir Delphine. Ein älterer Mann hatte mich daraufhin gewiesen.
Als wir Harrys Haustürschlüssel abgegeben hatten, fuhren wir zu einem Park (Google Maps hatte nicht verraten, dass dieser auf einem Berg lag!), legten uns in die Sonne und lasen. Da Tim die Fähre vor uns nahm, kochten wir, nachdem er weggefahren war. Gnoccis!
Dann ging es auch für uns auf die Fähre. Beim Ablegen waren wir oben auf Deck, dann gingen wir nach innen. Dreimal liefen wir im Kreis und konnten uns nicht entscheiden, wen wir ansprechen wollten. Zunächst viel uns eine große kartenspielende Gruppe ins Auge (zu viele), dann eine Vierergruppe (warum nicht?) und zuletzt zwei einzelne, höchst wahrscheinlich deutsche Jungen (vor diesen blamierte ich mich schon ein bisschen, weil ich lautstark von Schnitzel schwärmte). Wir entschieden uns für die vier Jungen, doch plötzlich waren sie fünf. Ich stolperte leicht vor dem Tisch und schon Sarina lachend weiter. Auch hier blamiert.
Wir kamen an den zwei Jungs vorbei. Sie hörten Musik. Also doch die fünf.
Diese wirkten ziemlich überrascht, als wir sie ansprachen. Wir spielten die nächsten 3,5 Stunden Prisoner (Arschloch) und tauschten Stories aus.
Um halb eins legten wir in Picton an. Tim wartete auf und und wir versuchten zusammen einen Schlafplatz zu finden. Der einzige freie Campingplatz war voll, also fuhren wir ziellos durch die Felder.
Gegen zwei Uhr erreichten wir eine Sackgasse und während wir uns noch unschlüssig und häuten, stand plötzlich ein alter Mann, auf seinem Traktor und mit einem Hund als Beifahrer, neben uns. Er fragte uns, was wir hier machen würden und ließ uns tatsächlich auf seiner Wiese schlafen.

Donnerstag, 03.01.
Gegen fünf blökte ein Schaf und als ich aus dem Fenster schaute, stand es direkt gegenüber von unserem Auto auf dem Weg und starrte uns an. Mit dem Sonnenaufgang kamen auch die Sandflies und unser ganzes Auto schien zu schwirren. Um acht Uhr war es dann soweit, dass ich ein verzweifeltes: "Tim, ich möchte hier weg" in das neben uns parkende Auto rief. "Warte" war nur die Antwort und ein Insektenspray kam in unser Auto geflogen.
Auf dem selfcontained Campingplatz fanden wir einen schönen Schattenplatz. Ich telefonierte stundenlang mit Maria.
Dann ging es nach Nelson. Dort sollten wir während eines Festivals arbeiten. Unser Chef und unsere Chefin stellten sich als Deutsch und die ganze Situation als komplett unorganisiert heraus. Im Endeffekt fuhren wir Ewigkeiten durch die Gegend und organisierten uns unsere Unterkunft selbst. Wir durften auf dem Festival Campingplatz schlafen - aber nur im Zelt -, weshalb wir unser Zwei-Personen-Zelt aufbauten. Eine der Organisatorinnen lieh uns zwei Isomatten, die Nacht wurde aber trotzdem ziemlich hart. Und eng. Und kalt. Und dann heiß.
Zurück zum Thema. Nachdem unser Zelt stand, fuhren wir zu einem kleinen Markt, auf dem Stanley, der Sohn unserer Chefs, Ciabatta und Wrap mit Pulled Pork verkaufte. Er erklärte uns das ganze schon einmal ein bisschen und Tim fing an zu arbeiten. Ich ließ mich in der Zeit von einer Biene stechen.
Für Sarina und mich ging es dann um 7:30 zum Festival, wo wir während der Preparty verkaufen sollten. Wir waren fast die ganzen nächsten fünf allein im Wagen, aber es war auch nicht so viel los.
Als Sarina die deutschen Bratwürste anbot, wollte der nächste eine russische und der letzte eine Kiwiwurst.
Wir beide aßen uns auch gut durch (die Bratwurst schmeckte wirklich wie Bratwurst!).
Als wir gegen zwölf Uhr auf die Party durften, waren wir gar nicht so begeistert und fuhren auch schon bald zum Campingplatz zurück. Die Nacht war verdammt ungemütlich, aber gut: echtes Festivalfeeling.

New Year's Eve


Montag, 31.12.
Endlich fuhren wir zu den Red Rocks. Als wir den Strand erreichten, fuhr Tim zunächst weiter, aber es wurde schnell klar, dass das nichts werden konnte. Das Auto war einfach nicht dafür gemacht.
Ich hatte die Idee einen jungen Mann zu fragen, der neben seinem riesigen orangen Geländewagen stand. Da Tim der Meinung war, wir sollten gar nicht erst fragen und Sarina nicht fragen wollte, probierte ich es nach einigen Hin und Her. Und tatsächlich nahm er uns mit.
Und eins war klar: Tims Wagen hätte die Strecke nicht überlebt. Sie war voller Schlaglöcher, weichem Sand, Steinen und und und...
Irgendwann kam ein Schild "Extreme driving hazards". Niemals hätte ich gedacht, dass ein Auto diese Strecke fahren könnte. Direkt hinter dem Schild ging es gefühlt senkrecht hoch! Unser Fahrer stieg aus, um alles zu prüfen, nahm mit dem Wagen sogar Anlauf und fuhr dann die Steigung hoch. Oben verharrte der Wagen ein paar Momente, bevor der Wagen sich auf der anderen Seite wieder hinunterkämpfte.
Wir wurden direkt an der Stelle abgesetzt, an der man häufig Seehunde sehen kann.
Dort kletterten wir einen Felsen hinauf und Sarina entdeckte den ersten Seehund, der in der Sonne chillte. Ein weiterer schwamm entspannt zwischen den Steinen hindurch. Wir beobachteten die beiden ziemlich lange, dann machten wir uns zu Fuß auf den Rückweg.
Nun folgte der Großeinkauf für Silvester.
Vanilleeis, Wodka und Orangensaft für den Punsch, Vanillevla und Süßkartoffelpommes zum Essen.
Bei Chai Zuhause fingen wir an den Punsch zu trinken und die Süßkartoffelpommes zu essen, dann kamen Sush und Chai dazu. Schokoladenfonduezeit! Leider waren wir schon super voll und schafften nicht alles.
Mit Chai wollten wir zum nächsten Liquorstore, aber alle waren geschlossen. Stattdessen gab er uns dreien je eine Flasche Cider aus. Er selbst kaufte sich zusätzlich noch einen Weißwein - keine schlaue Idee.
Wir schleppten Chai mit ins Hostel des Quartetts. Kaum waren wir angekommen, stellte Chai seine Tüte ab und zerschmetterte die Weinflasche.
Wir stellten ihm ein paar Leute vor (gefühlt jeder Deutsche aus Wellington war im Hostel Zebra), dann ging er irgendwann seine eigenen Freunde suchen und überließ uns sogar noch seine halbe Flasche Cider.
Ich irrte ein bisschen durch den großen Aufenthaltsraum und quatschte mit einigen Leuten, die ich kannte und die ich nicht kannte. Ein Typ begann das Gespräch mit "Wie geht es deinem Hund?" ("Lebt nicht mehr", brachte ihn ein  wenig aus der Spur) und danach unterhielten wir uns eigentlich ganz gut. Ein anderer probierte die ganze Zeit, mir das Versprechen abzunehmen, irgendwann mit ihm Salsa zu tanzen (werde ich niemals!). Als es sich zwölf Uhr näherte, liefen wir alle zur Waterfront. Tim, Sarina und ich nahmen Alex (d, Freunde verloren) und Ana (komplett dicht) unter unsere Obhut. Tim hatte eine Weinflasche aus dem Hostel mitgehen lassen und stellte nun langsam fest, dass er den Wein eigentlich ziemlich ekelig fand (irgendwann sah ich die Flasche ganz langsam wegrollen...)
. Normalerweise ist Alkohol auf der Straße verboten, aber alle hatten ihre Flaschen in der Hand (wir ebenso: Tim, Sarina und ich Cider, Tom zusätzlich seinen Wein, Alex und ich Bier).
Zwölf Uhr verpassten wir fast, weil wir auf den Boden saßen und uns Stories erzählten (es kamen Dinge heraus, die man eigentlich nicht lieber nicht gewusst hätte). Das Feuerwerk war ziemlich kurz und gar nicht so beeindruckend. Dafür fanden wir das Quartett (und damit einen neuen Aufpasser für Ana) wieder. Alina knutschte uns jeden einzeln ab und Selin kreischte begeistert "2016!".
Danach zogen wir zu den Clubs los. Alex und ich exten noch zwei Cider Flaschen vor dem Eingang, den Rest ließen wir vor dem Danger Danger stehen (am nächsten Tag bekam ich dafür Anschiss von Tim, aber wohin mit dem Zeug?). Alex verloren wir schon bald (später stellte sich heraus, dass er sich mit Freunden in einem anderen Club getroffen hatte).
Irgendwann wechselten Sarina, Tim und ich ebenfalls den Club. Im Dakoto nahm das Schicksal dann seinen Lauf. Anscheinend hatte ich mich "eben" auf die Toilette entschuldigt (auch eine Erfahrung für sich: Da sich eine unendlich lange Schlange vor der Frauentoilette gebildet hatte, entschied ich mich für die der Männer. Und kein Schimmer wie... , aber ein weiteres Mädchen quetschte sich mit in meine Kabine. Während sie auf dem Klo hockte, erzählte sie mir ihre ganze Lebens- (bzw. Liebes)Geschichte! Als wir die Kabine verließen, starrte uns ein händewaschender Mann dezent verdutzt an und fragte nach unser Herkunft (anscheinend gehen neuseeländische Mädchen nicht aufs falsche Klo - erst recht nicht zu zweit). Das war der Moment, in dem wir erfuhren, dass wir beide deutsch waren. )
Nach dieser interessanten Erfahrung verschwand ich auf die Tanzfläche. Und hier verblieb ich so lange, bis ich Durst bekam.
Der Typ, mit dem ich vorher gegenüber getanzt hatte, kam mit zur Theke. Unterhalten war bei dem Lärm eher kompliziert, weshalb ich auf die eher weniger schlaue Idee kam, ihm mit einem vollen Glas Wasser abzuspritzen. Er lehnte sich zurück... Und der Mann hinter ihm wurde nass.
Dieser fand das nicht ganz so lustig, packte mich am Handgelenk und schliff mich aus dem Club. Typi folgte mir.
Irgendwann fasste er meine dämliche Situation zutreffend zusammen: "Du hast keine Ahnung wo du wohnst (ich wusste Willis Street und 219 und gegenüber einer Kirche, die jeden Sonntag um zehn Melodien spielt), hast keinen Pass (den hatte Tim), kein Handy (das lag bei Chai im Haus) und hast deine Freunde verloren, aber hast den Schlüssel (das einzige, das in meine Jeansjacke gepasst hatte)... "
Zunächst warteten wir erfolglos darauf, dass Sarina und Tim aus dem Club kamen (er machte zehn Minuten nach meinem Rausschmiss dicht, 4am), dann suchten wir erfolglos im Zebra nach Leuten, die ich kannte (unterwegs trafen wir auf den Salsa Typ, der konnte mir aber auch nicht weiterhelfen).
Typi nutze dann Google Maps und dank des Restaurants Noodles fanden wir die richtige Adresse heraus und er bestellte uns ein Uber. Die ganze Fahrt führte er Smalltalk mit dem Fahrer!
Irgendwann, als wir an einer roten Ampel standen, schaute ich aus dem Auto und sah das richtige Haus! Wir stiegen noch rechtzeitig aus.
In der Wohnung saßen Chai und Sush (er war nicht draußen feiern gewesen, aber wach geblieben, falls Chai übertrieben hätte) im Wohnzimmer. Chais erste Worte: "Dein Handy liegt auf der Ablage". Und genau das brauchte ich in dem Moment. Ich rief alle an: Sarina, Tim, das Quartett. Und alle mehrmals. Währenddessen stellte sich Typi vor. Sein Name war Callum.
Da niemand ans Telefon ging, schloss ich mich Chai an, der sich noch einmal mit Freunden treffen wollte. Unterwegs bombardierte ich Tim und Sarina weiter erfolglos mit Nachrichten. Mit Chai Freunden liefen wir ein wenig durch die Stadt und es wurde langsam heller. Irgendwann (im Hellen) endeten wir im Garten der Franzosin und pflanzten uns dort mit Musikbox auf die Sofas. Sie rappte immer wieder zu französischen Songs und ein anderer Typ (er gehörte mit zu den Fußballern) stimmte immer wieder ein.
Ich verbrachte eigentlich den ganzen Morgen damit, das Alter der drei zu raten (der Franzose war entsetzt, dass ich ihn älter einschätzte, als den anderen Typen, dabei war er tatsächlich einen Monat älter), meinen Namen zu wiederholen, meine Stories aus Neuseeland zu erzählen und erfolglos Sarina und Tim anzuschreiben.
Gegen halb acht waren wir alle fünf fix und fertig und brachen auf. Und endlich war der Zeitpunkt, zu dem etwas erfolgreich verlief: wir fanden Tim und Sarina schlafend in Tims Auto.
Ganz leise klopfte ich mit meinen Fingernägeln an die Scheibe und sofort fuhr Tims Kopf hoch (natürlich, schließlich schliefen die beiden illegal auf der Straße mitten in Wellington). Wir machten aus, uns um zwölf Uhr bei Chai zu treffen, dann ließ ich ihn in Ruhe weiterschlafen.
Um acht Uhr waren Chai und ich endlich wieder zurück in seiner Wohnung.