Sonntag, 30. September 2018

Tag 44,45,46: Beerpong


Vorgestern machten wir endlich einmal Bolognese und brachten Ferdi (“Spitzenkoch der Familie“, der ich zitiere: “halt noch nie Reis gekocht hat“) und Max das Reiskochen bei. Eigentlich hatten die beiden schon am Tag vorher Reis essen wollen.
Wir erklärten den beiden schlussendlich jeden Schritt einzeln, was auch eindeutig notwendig war (“Und jetzt zwei Tassen Reis?“- ein lautes “Nein“ von uns beiden). Wir unterhielten uns nach dem Essen noch etwas mit den beiden und hatten dann tatsächlich die drei Sofas und den Fernseher für uns. Wir schauten Noah und als sich nach und nach mehr Leute dazu gesellten scheiterte jeder daran, den Filmtitel zu verstehen.
Gestern Morgen brachten wir spontan Joos zu seiner Bushaltestelle. Er reiste ab und wurde von seinem eigentlichen Fahrer versetzt. Genau eine Minute vor Arbeitsbeginn fuhren wir auf die Einfahrt des Shops.
Abends machten wir Apfeltzwiebeltomatensoße und nach einem schrägen Alienfilm unterhielten wir uns mit Max. Er schenkte uns beiden je drei Biere und als Alex sich noch dazu gesellte, lief das ganze nicht nur auf lustige Gesprächsthemen (wie Toilettengang) sondern auch auf drei Runden Bier Pong hinaus. Alex und ich gewannen zwei zu eins. Da die Jungs heute frei hatten, tranken sie die übrig gebliebenen Flaschen Bier noch aus, als Sarina und ich uns schon ins Bett verabschiedet hatten. Wir hörten die beiden durch die Wand reden (unser Zimmer ist quasi direkt neben der Küche) und Sarina konnte sogar Alex Stimme heraushören.
Während des Gesprächs mit den Jungs hatten wir herausgefunden, dass in dieser Nacht die Uhr umgestellt wurde. Das hieß erstens, dass wir noch eine Stunde weniger Schlaf hatten (von Viertel nach eins bis Viertel nach sieben minus eine Stunde) und wir zweitens hoffen mussten, dass sich Sarinas Handy und damit auch der Wecker am nächsten Tag automatisch umstellte.
Der Morgen war auch dementsprechend unruhig: Der Wecker der Franzosen klingelte ab halb sieben mehrmals, die Uhr in der Küche ging bereits richtig und verunsicherte mich total und erst Mr. Beans Uhr beruhigte mich. Tatsächlich machte nun auch Phils Nachricht bezüglich des Daylight Savings Sinn. Vorher hatten wir mit Max über Sonnencreme oder Solarenergie philosophiert.
Wie letzten Sonntag ging es heute wieder über den Hügel zu meinem anderen Standort.
Abends gab es wieder gebratene Nudeln (Mr. Bean fragte unschuldig, ob wir schon einmal für das Mittagessen vorgekocht hätten) und wir schauten Phantom der Oper.

Tag 42,43: Nothing new


Es ist schon unglaublich, wer alles  Avocados möchte oder generell hier vorbeikommt. Ein Auto fuhr lautstark Sound of silence aufgedreht an mir vorbei (in Schneckentempo wegen des Berufsverkehrs und mein breites Grinsen erwidernd), viele Personen steigen barfuß oder nur in (danach nicht mehr ganz sauberen und nun auch nassen) Socken aus, sogar ein Busfahrer und ein Taxifahrer hielten und es schaffte tatsächlich jemand, mir eine deutsche zwanzig Cent Münze als einen Dollar anzudrehen. Mit so etwas hatte ich aber auch wirklich nicht gerechnet. (“Toller“ Wortwitz wie Moritz festgestellt hat). 
Dafür schickte heute extra jemand seinen Sohn zurück, um mir 50 Cent Trinkgeld zu geben.
Ein kleines Mädchen schaffte es, mir innerhalb von zehn Sekunden ihre ganze Lebensgeschichte zu erzählen, während ich bei einer komplett heiseren Frau Stunden brauchte, um hinter die Bedeutung ihrer Worte zu kommen.
Ein Araber kam schon zweimal an meinen Stand und erzählte immer  direkt, dass er kein Geld ausgeben würde und zog dann wieder ab. Auch ein fahrender Pirat (ein alter Mann mit Augenmaske) fährt hier täglich seine Runde.
Gestern Abend machten wir uns leckeren Milchreis  und Mr. Bean (ein Franzose um die 40, der einfach viel zu große Ähnlichkeit mit Mr. Bean hat) begann ungläubig mit uns zu diskutieren. Schon gestern war er über die Menge unseres Abendessens fassungslos gewesen und Sarina dann einen Topf hervorholte, mit dem wir eine zehnköpfige Familie bekochen könnten (nur, weil es keinen kleineren gab, wir warteten später auf den von Alex und Jenny), fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf.
Tatsächlich schafften Sarina und ich den Reis nicht komplett und Joos (d, nicht Quentin) bekam den Rest. Dafür erklärte er sich sogar bereit, den Topf zu spülen (versuchte aber später doch, sich herauszureden).
Mit Joos und Max spielten wir dann Cluedo. Max erklärte uns die Regeln und das erste Spiel war unerwartet schnell zu Ende. Sarina hatte durch Zufall alles richtig genannt. Es dauerte etwas, bis wir rafften, dass es sich bei ihrer Frage an Joos um die Lösung handelte. Die zweite Runde gewann Max dann professioneller.

Dienstag, 25. September 2018

Tag 39,40,41: Fruit Selling on the street


Mittwoch, 26.09.
Die letzten drei Tage habe ich an einem anderen Platz, nur 15 Minuten (nicht 45 Minuten wie beim ersten Mal) vom Shop entfernt verkauft. Direkt vor einem Park an der Fraser Street.
Beim ersten Mal fuhr Phil wieder vor (ich habe mit seinen Anweisungen so perfekt eingeparkt wie noch nie) und baute für mich die Schilder auf, bevor er zum seinem eigenen Platz fuhr. Als ich die Schilder später abbauen sollte, fand ich sie nicht auf Anhieb und schrieb ihm erst einmal eine verzweifelte Nachricht. Als ich dann von meinem Handy aufblickte sah ich sie tatsächlich keine fünfzig Meter weiter!
Obwohl ich an einer Hauptstraße stand, hielten tatsächlich recht viele Leute und viele wendeten sogar um Avocados zu kaufen. Trotzdem war es viel entspannter als am Wochenende und erst nach Schulschluss wurden die Kunden ein bisschen mehr.
Das Autofahren klappt mittlerweile ziemlich gut (kein Abwürgen, kein Vergessen des Lenkradschlosses oder der Handbremse, weiterhin kaum jemand, der mich anhupt). Nur mit dem Weg (teilweise Google Maps, teilweise meine Schuld) habe ich es nicht so. Vorgestern landete ich mit einer spontanen Kurve vom Highway hundert Meter zu früh in einer kleinen Sackgasse und wurde prompt und verdient angehupt. Während ich am Ende der Straße wendete (und skeptisch von einer Frau am Fenster beobachtet wurde), behauptete mein Handy stolz, ich hätte mein Ziel erreicht.
Und da heute niemand da war, um uns beim Beladen zu helfen und ich die Adresse meines Standortes nicht mehr genau wusste, dirigierte mich Google Maps falsch und ich verfuhr mich vollkommen. Dafür habe ich heute super parken und wenden geübt. Da ich von der anderen Seite kam, konnte ich auch direkt die Schilder aufbauen, ohne sie über die Straße zu schleppen.
Die Leute waren wieder alle super nett und ich werde immer weniger gefragt, woher ich komme. Auch wenn ich stark bezweifle, dass sich mein Akzent in den paar Tagen geändert hat. Und fast jeder dritte spricht mich auf den Wind an. Am besten fand ich die Aussage: I'm surprised you haven't been blown away yet. Diese entsprach nämlich genau meinen eigenen Gedanken.
Schon die ganzen letzten Tage war es windig und als am Montag eines meiner Schilder umkippte, ohne dass ich es merkte, richtete ein junger Jogger es wieder für mich auf (die Kommunikation Bestätigung aus Schreierei seinerseits und Daumengefuchtel meinerseits). Heute muss sich kein Jogger Gedanken um meine Schilder machen, denn wenn sie einmal liegen, liegen sie. Der Wind ist so stark, dass ich die Schilder so fest es ging an  Strommästen oder Bäumen festzurren musste. Einige musste ich auch wieder einsammeln, weil sie sich gedreht haben oder umgekippt sind, ein Schildständer ist mir nämlich schon verbogen und der Mast eines Straßenschildes hat wegen des erhöhten Widerstandes verdächtig gewackelt.
Aber zumindest war es heute überwiegend trocken, während es gestern nahezu durchgehend geregnet hat. Schon erstaunlich, wie viele Leute einen ewigen Schauer abwarten, um Avocados zu kaufen.
Und wir haben noch Glück, das wir bei Regen überhaupt arbeiten dürfen. Viele in unserem Hostel hängen seit Tagen im Aufenthaltsraum herum, weil sie auf den Kiwifarmen wegen des Wetters nicht arbeiten dürfen. Glücklicherweise stand mein Wagen bisher immer gegen den Wind. So kann ich mich mit meinem Buch in den Kofferraum setzen und halbwegs von Wind und Regen geschützt auf die Kunden warten. Es war schon ziemlich lustig, wenn der Wind den ganzen Van zum wackeln brachte.
Montagabend setzten wir uns mit scharfen gebratenen Nudeln mit Thunfisch und ganz vielen Zwiebeln (aussortierte aus dem Laden) wieder zu Jenny und Alex an den Tisch und schauten danach einen seltsamen Film. Wir bekamen fast eine Nackenstarre, weil nur noch das Sofa direkt am Bildschirm frei war.
Gestern Abend aßen wir für uns (Reis mit Zwiebelsoße, Pfirsichen und in einem extra Topf für mich gekochten Brokkoli (ebenfalls aus unserem Shop).
Der Film, der im Aufenthaltsraum lief, war komisch, weshalb ich zurück in die Küche ging und mich zu Laura und Sophie (18) gesellte.  Wie immer waren zwei Jungs (einer deutsch (18), einer nicht, weshalb sie immer englisch reden) bei ihnen. Leider habe ich vergessen, welcher der beiden Quentin heißt. Ferdi (d, 20) und Max (d,19), die gestern erst angekommen waren, gesellten sich dazu, der nicht deutschsprechende möglicherweise Quentin heißende Junge trat vor lauter Deutschen die Flucht an. Wir redeten ein bisschen über unsere vorherigen Erfahrungen in  Neuseeland und begannen später den Film Shrek.
Sarina (mittlerweile dazu gekommen) und ich, gingen aber vor dem Ende ins Bett. Und wie die letzten Nächte kamen die Franzosen unbemerkt ins Zimmer!
Heute Abend kochten wir gebratenen Curryreis mit Zwiebeln, Knoblauch und ich probierte gebratene Pastinakenscheiben (aus unserem Shop). Vorher hatte ich mich bei Adele und Christiane erkundigt, worum es sich überhaupt bei dem komisch aussehenden Zeug handelt.
Quentin schenkte uns noch ein Stück Blaubeer Pie, das wir uns teilten.

Montag, 24. September 2018

Tag 38: First driving of a manual car

Sonntag, 24.09.
Um 8:30 standen wir (satt - auch wenn mir das Toast zum Hals raushängt - und frisch geduscht) vor dem Shop. Im Hostel war kaum jemand zu sehen gewesen, vermutlich hatten die meisten frei.
Wir räumten Kisten mit Obst in unsere Vans und Sarina fuhr schon einmal los, während ich noch den Wagen erklärt bekam.
Zweimal musste ich den Feldweg entlang der Kiwiplantage hoch und runter fahren, dann erklärte mich wenig überzeugt als bereit.
Phil (ein sympathischer alter Mann, sozusagen der Manager) fuhr vor und ich sollte folgen. Der Laden liegt direkt am Highway und ich würgte erst einmal ab. Danach lief es eigentlich ganz gut (den vierten Gang kann man eigentlich fast die ganze Zeit verwenden und weil ich nie wusste, wann ich das naechste Mal abbiegen musste, nutzte ich den fünften selten. Die Gangschaltung ist wie die meines Fahrschulwagens aufgebaut, weshalb ich den Wagen trotz der beunruhigenden Geräusche besser finde als Opas. Es klang zwar so, als würde die Karre mit aller Kraft um jeden Meter kämpfen und jeden Moment stehen bleiben, aber sie fuhr. Nur bei den Hügeln fürchtete ich, rückwärts wieder hinunterzurollen. Außerdem ist der Wagen ziemlich groß, sodass ich mich in dem Metallkasten sicher  fühlte.
Einmal verlor ich Phil und nahm im Kreisverkehr fast die falsche Ausfahrt. Im letzten Moment sah ich seine rote Plane auf der anderen Straße.
An einer Kreuzung nahm ich jemanden (das Auto war blau) aufgrund des Schaltens hüpgfend fast die Vorfahrt und hundert Meter vor meinem Ziel würgte ich zum dritten Mal ab. Diesmal aber langwierig. Und obwohl ich bestimmt drei Minuten darum kämpfte in den ersten Gang zu kommen (nur für diesen musste ich die Kupplung komplett durchdrücken, jedoch ist mein Sitz trotz kleinster Einstellung recht weit weg), wartete die Schlange hinter mir geduldig und niemand hupte.
Phil half mir meinen Tisch (eine Holzplatte auf leeren Kisten), die Obstkisten und die große Schilder aufzubauen. Die Schilder standen noch nicht, da kamen schon die ersten Kunden.
Phil ließ mich alleine und ich fing an, Tüten zu packen. Es war wesentlich entspannter als im Laden. Die Leute kamen regelmäßig, aber ich hatte auch Luft zu atmen.
Ich bekam tatsächlich 1,50 Dollars Trinkgeld und die meisten Leute waren richtig nett. Nicht selten wurde ich nach meiner Herkunft gefragt (oder direkt als Deutsch bzw. von Overseas (Frankreich) eingestuft. Ein Mann fragte mich, ob ich nicht Angst hätte, den ganzen Tag alleine hier rumzustehen und mich von den Bewohnern des Hauses hinter mir beobachten zu lassen. Ich persönlich fand das Autofahren gruseliger.
Um Viertel nach vier sollte ich anfangen abzubauen. Das war auch weiter kein Problem. Das Auto wegzufahren war das Problem. Ich bekam den Schlüssel nicht im Schloss gedreht. Schlussendlich musste Phil mich wieder abholen (eigentlich ganz gut, da ich den Weg wohl sowieso nicht gefunden hätte). Es lag am Lenkradschloss! Ich hätte es also wissen können...
Auf dem Rückweg passierte nichts Furchtbares, außer der Tatsache, dass ich mit hundert kmh auf den Berg zu fuhr und die Spitze mit weniger als zwanzig erreichte. Da ich befürchtete, stehen zu bleiben, suchte ich das Warnlicht, fand den Knopf aber nicht auf Anhieb.
Mit einer letzten elanvollen Kurve erreichten wir den Shop.
Abends redeten wir etwas mit Alex und Jenny (deutsch).

Sonntag, 23. September 2018

Tag 37: Fruit seller

Samstag, 23.09.
Um Viertel vor sechs wurde ich aus dem Schlaf geklingelt. Um acht mussten wir im Hostel in Tauranga sein.
Sarina fuhr und wir frühstückten im Auto (Sarina die restliche Pizza und ich einen von Ts Keksen und Obst). Gerade heute waren wir tatsächlich zu früh dran.
Wir entschieden uns für das Viererzimmer ohne Bad, zahlten aber noch nicht, weil meine Karte streikte. Dann fuhren wir direkt zur Arbeit.
Während Sarina mit einem Van losfuhr und am Straßenrand Obst verkaufte, arbeitete ich im Shop. Avocados, Kiwis, Manderinen, Bohnen und Orangen abpacken, diese sowie Möhren, Äpfel, Salat, Salatsoße, Zwiebeln, Knoblauch, Kartoffeln, Blumenkohl, Bananen und Honig verkaufen. Die Kasse überforderte mich zunächst, der Umgang war aber schnell zu erlernen.
Die Kunden waren alle super nett und geduldig, wenn ich etwas länger brauchte. Drei Männer kauften zehn Kilo Avocados und aßen vor Ort noch zwei große. Dreimal wurde ich als Deutsche identifiziert, zweimal davon von Deutschen.
Nach neun Stunden war der Laden verriegelt und wir durften zurück zum Hostel fahren. Ich fuhr, um zu üben, da ich ab morgen auch mit einem Van zum Straßenrand muss. Uns wurde unser Zimmer gezeigt, wir kochten (Penne mit dank unserer neuen Gewürzen scharfer Tomatensoße und Zwiebeln), Sarina ging noch duschen und dann ab ins Bett. Unsere Mitbewohner sahen wir in der Zeit nur kurz (zwei namenlose Franzosen).

Tag 36: Cinema with Karl and T


Morgens bekamen wir tatsächlich Frühstück von unserer Gastfamilie (bzw. nur noch die Mutter war Zuhause). Neben Honey Oat Meal bekamen wir Toast mit Salami!
Nach dem Frühstück wuschen wir drei Stunden lang drei der protzigen Autos. Dafür bekamen wir jeder sechzig Dollar und nachmittags ein KäseBaconGebäck und einen Pflaumen- bzw. Aprikosenplunder.
Dann fuhren wir noch die kurze Strecke nach Auckland rein, besorgten ein paar Lebensmittel (Tonnen von Nudeln, Tomatensoße und seltsamen Müsliriegeln) und machten uns auf den Rückweg nach Hamilton.
Dort trafen wir uns bei Karls Haus, sammelten unterwegs T (21, Cook Island) ein und fuhren dann zum Kino. Mit M&Ms und Skittles bzw. die Jungs Popcorn und Cola bewaffnet, schauten wir uns den Film the Nun an. Ti fand erst im Auto heraus, dass es sich um einen Horrorfilm handelte und war wenig begeistert.
Schon während der Werbung zweifelte er Sarinas und meinen Verstand an, nachdem wir beschlossen, auch in den Film Halloween zu gehen. Nach den ersten zehn Sekunden entfuhr ihm ein “Oh shit“. Den Film verbrachte er damit, abwechselnd zu essen und zu trinken.
Sarina und ich  wechselten zwischendurch amüsierte Blicke und lachten über die Dummheit der Hauptpersonen. Ts war nachher aber beruhigt, dass ich zwischendurch auch zusammen gezuckt bin, während Karl und ich bei Sarina wirklich keine Regung bemerkt hatten.
Der Abend in Ts Wohnung war ziemlich interessant. Er hat ziemlich laute, verrückte Flatmates (einer ist beleidigt, dass ich seiner Schwester zugestimmt habe, dass er aussehe wie ein Pilz und im gleichen Atemzug noch meine Abneigung für Fungis jeglicher Art erwähnte - er wollte mich aber trotzdem überzeugen, mit ihnen zum Oktoberfest zu gehen; die anderen lachten die ganze Zeit und eine verteilte einfach ihren Kuchen!?). Sie kannten das deutsche Wort Scheißhaus, aber nichts anderes. T und ich wechselten zwischendurch überforderte Blicke (alle redeten lautstark durcheinander) und nach dem wir unsere Pizza aufgegessen hatten (ich wurde als seltsam eingestuft: Vorliebe für Horrorfilme und Chilli), flüchteten wir in sein Zimmer. Wir schauten uns seine Heimatsinsel auf Google Maps und YouTube an, sowie St. Martin in Kempen und Karneval in Köln mit Hilfe von Bildern.
Ich redete mal wieder viel zu viel, aber dafür kann ich mit guten Gewissen sagen, dass kein unangenehmes Schweigen aufkam.
T bot mega leckere Schokoladencookies an und weil ich so begeistert war, durfte ich die restlichen mit nach Hause nehmen.
Um kurz vor eins, waren Sarina, Karl und ich dann in Karls kleinem Schlafzimmer bettfertig.

Donnerstag, 20. September 2018

Tag 35: Harker Reserve with Humphry and Konstantin


Nach einem entspannten Morgen fuhren wir Richtung Auckland, um uns mit Humphry und Konstantin zu treffen. Humphry möchte in den nächsten zwei bis drei Wochen abreisen, so wird es wohl das letzte Mal gewesen sein, dass wir ihn getroffen haben.
Eigentlich wollten wir den Mount William Walkway machen, aber die beiden waren vor uns dort und stellten fest, dass er geschlossen war. So trafen wir uns im Harker Reserve. Wir fanden dieses nicht sofort, verfuhren uns und schlussendlich waren Konstantin und Humphry vor uns da und konnten uns einen Standpunkt senden.
Wir schauten uns einen Wasserfall an und machten dann einen Walkway durch einen Wald. Auf meinen Wunsch hin (genau genommen, lief ich einfach vor und die drei folgten mir wie brave Entenbabys), liefen wir einen kurzen Loop Track entlang. Er bestand aus einem ziemlich zugewachsenen Trampelpfad und nicht selten bekam Konsti die Äste ab, die hinter mir zurückschnellten. Da wir drei wahrscheinlich bald alle in Tauranga arbeiten werden, planten wir schon einmal eine Nachtwanderung.
Wieder auf dem Hauptweg unterhielt ich mich mit Humphry und Sarina sich mit Konstantin.
Wir kamen auf der Hauptstraße aus und ich erkannte ein Schild wieder, an welchem wir schon mit dem Auto vorbeigekommen waren. Wir kehrten also um.
Wir saßen noch zwei Stunden in unseren Autos, ließen uns von Sandflies zerbeißen, redeten, neckten uns gegenseitig und lachten verdammt viel. Wir tauschen zwei Äpfel gegen ihre Gewürze (die Vorbesitzer des Autos waren Köche und die beiden nicht so begnadet: Grundnahrungsmittel Toast). Der Apfel wird wohl so etwas wie unser Dankeschön den beiden gegenüber. Als wir unsere Sachen in Auckland in ihrem Zimmer ließen, hatten wir ihnen ebenfalls jeweils einen Apfel geschenkt.
Unsere Verabschiedung begann zunächst ziemlich dämlich (zwei Meter Entfernung, in verschiedenen Autos chillend), bis ich mich bequemte, die Decke von meinem Schoß zu nehmen und in Hotpants, Socken und Flipflops (Lachanfall Konstis veranlassend) zu ihnen zu gehen. Tatsächlich verquasselten wir uns noch etwas und verabschiedeten uns dann mit einer Umarmung.
In einer Minikarawane fuhren wir die ersten Kilometer hintereinander her. Als wir abbiegen mussten, winkte Konsti uns hinterher.
Tatsächlich schafften wir es wieder, uns mehrmals leicht zu verfahren und verpassten im Dunklen auch die Einfahrt zum Haus.
Als wir es endlich fanden, standen wir vor einem verschlossenen Tor. Ich drücke auf die Klingel und es öffnete sich wie von Geisterhand. Ein kleiner Junge (Dayton, 7) begrüßte uns und bot an, tragen zu helfen. Ich gab ihm mein Kissen und den Bademantel zu tragen und er wollte mir wirklich noch meine Tasche abnehmen!
Im Haus wurden wir erst von einem roten Teppich erwartet und dann von unerwartet vielen, Eis essenden Kindern: Hunter (w, 11), Alexis (w, 10), Brayden (m, 9), Carter (m, 1). Dayton zeigte uns unser (eigentlich Hunters) Zimmer, dann bekamen wir von den Eltern Abendessen (Kartoffel-, Gurken-, Eiersalat und Pasta mit Bacon und Sahnesoße) und Bier angeboten.
Nach dem Essen holten wir noch ein paar Klamotten aus dem Auto, da wir die Waschmaschine benutzen durften.
Wir unterhielten uns etwas, aßen Eis (Himbeer/Stracciatella und Hokey Pokey) und Sarina probierte Whisky mir Ginger Ale.
Die Eltern gingen früh ins Bett (die Kinder natürlich noch früher) und ab halb zehn hatten wir das Haus für uns.

Tag 34: Cranium and Singstar


Erst Mittags verließen wir Storms Haus. Morgens skypte ich fast zwei Stunden mit Ben und als Storm für sein Frühstück zurück ins Haus kam, schlug sein Versuch mich zu erschrecken fehl, da Ben ihn durch die Kamera bemerkte.
Als Storm für sein Mittagessen zurückkam, hatten wir unsere Sachen zwar gepackt, saßen aber immer noch in seinem Wohnzimmer. Wir unterhielten uns etwas und stalkten uns wie schon den gestrigen Tag über Snapchat, in dem wir uns gegenseitig in unbemerkten Augenblicken fotografierten.
Er schenkte uns einen Adapter für den Zigarettenanzünder, damit wir unser Handy im Auto aufladen können.
Auf dem Weg zurück nach Hamilton stoppten wir beim Lake Ngaroto Trail und liefen den 5km langen Rundweg. Der Ausblick war nicht so schön, aber zumindest hatten wir etwas zu tun. Wir fanden einen bemalten, beschrifteten Stein. Eigentlich sollte man den Fund auf Facebook teilen, ein Foto machen und den Stein wieder verstecken. Wir folgten nur den letzten beiden Anweisungen.
In einem kleinen Park übte Sarina noch etwas Diskus, dann stürmten wir erneut Richards Haus. Ich hatte seine Adresse für den Versand der Kreditkarte angegeben und da wir keine Unterkunft in Hamilton gefunden hatten, nahm er uns nochmal für eine Nacht auf.
Wir brieten Kartoffeln, Apfel und Zwiebeln und machten dazu eine Soße. Verdammt lecker, auch wenn wir am Anfang skeptisch waren.
Nach dem Abendessen spielten wir zunächst Cranium. Ich war absolut schlecht darin, dafür konnten wir viel lachen. In dem Spiel gab es vier verschiedenen Aufgabenarten. Superstars mit Worten, Verhalten oder Gesten beschreiben (Mary Poppins bekam ich noch hin, Elvis Presley war schon zu viel Allgemeinwissen für mich und selbst die Person auf dem Rücksitz (Backseatdriver) konnte ich wortlos nicht ausreichend beschreiben), Wörter umformen und buchstabieren (ich kam tatsächlich auf conversation), Kreativität mit Zeichnen oder Kneten (ich zeichnete eine kreative Katze, statt Italien) und Allgemeinwissen.
Rory und ich spielten im Team gegen Sarina und Richi. Und während die beiden auf der schnellen Bahn voraneilten, hingen wir immer auf den grünen Superstarkarten fest und wenn wir doch einmal weiterkamen, würfelten wir immer das nächste Feld. Wir verloren haushoch.
Im Anschluss spielten wir Singstar als Battle, Tennis mit der Höhe unserer Stimme und schließlich noch irgendein Duell.
Obwohl wir alle total schief sangen und nicht selten der Kommentar awful oder bad auf dem Bildschirm erschien, hatten wir mega viel Spaß. Erst gegen halb zwölf machten wir den Fernseher aus.

Mittwoch, 19. September 2018

Tag 33: Waitomo Kiwi Cave Rafting


Heute ging es zum Waitomo - Kiwi Cave Rafting. Wir waren in einer Gruppe von sechs mit einem jungen Gruppenführer Martin. Der Engländer erklärte uns viel über die Höhlen, aber auch den Unterschied zwischen dem englischen Grinsen (ohne Zähne zu zeigen) und dem amerikanischen (breit Zähne zeigenden) Lächeln.
Der Ausflug begann damit, dass wir uns in einem Neoprenanzug (meiner war von den Beinen viel zu lang) und Neoprensocken quetschten, schicke Stoffhosen überzogen (wir machten Clowns Konkurrenz), unsere Füße in enge Gummistiefel zwangen, versuchten die Sicherheitsgurte richtig anzulegen und schlussendlich noch einen Helm mi Lampe auf den Kopf bekamen.
Ziemlich unbeweglich kämpften wir unseren Weg ins Auto und es ging zu den Höhlen. Die Stelle wo wir hielten war voller Schafskacke: Hier bekämen die Touristen langsam Schiss, war Martins Kommentar.
Auf einem Hügel erklärte er uns das Abseilen und dann ging es zum Abhang. 27m ging es in die Höhle hinab. Er sicherte jeden von uns einzeln, sodass nichts passieren konnte und es war einfach mega geil.
Unten angekommen, wurden die Stiefel auf dem Weg zu Sammelplatz schon überspült. Jeder versuchte zunächst, trockene Füße zu behalten, scheiterte aber.
Spätestens als unser Guide uns zu den Glühwürmchen (eigentlich leuchtende Maden) führten, wären wir sowieso nass geworden. Wie Karneval machten wir eine Karawane und liefen mit den Händen auf den Schultern des Vordermanns hintereinander her. Der Unterschied: es war stockdunkel!
Martin führte uns zu einem recht trockenen Platz, wo wir uns hinsetzen. Bei diesem Prozess hielten wir uns im stillen Einvernehmen an den Händen, damit niemand auf den glitschigen Steinen ausrutschte.
Als alle saßen, ertönten plötzlich Geräusche wie von einer Kanone (im Nachhinein ein Raftingring, der auf die Wasseroberfläche knallte).
Alle zuckten zusammen und genau das war der Plan unseres Gruppenführers gewesen: auf der einen Seite sollte die Vibration den Glühwürmchen Beute vorgaukeln und sie veranlassen, heller zu leuchten, auf der anderen Seite, sollten wir uns erschrecken, damit sich unsere Augen schneller für die Dunkelheit sensibilisieren.
Es war unglaublich schön. Überall an den Wänden waren leuchtende Punkte, sodass man sogar die Umrisse der Höhle erkennen konnte.
Wir blieben lange im Dunklen sitzen, während Martin erzählte und wir voller Begeisterung an die Decke starrten. Auf dem Rückweg zeigte er uns die kleinen Maden im Hellen.
Und dann begann endlich die Raftingtour. Wir bekamen jeder einen schwarzen Ring und in diesem folgten wir der Strömung. Teilweise verlor ich die anderen, weil ich langsamer trieb oder zwischen Steinen hängen blieb, aber irgendwann konnte ich die anderen immer einholen. Zwischendurch machten wir Stopps, um z.B.  Gühwürmchen zu bewundern, die an einer geraden Decke soetwas wie einen eigenen Sternenhimmel bildeten. Dabei bekamen wir sogar Schokolade!
Ein anderes Mal hielten wir, um dämliche Sachen zu machen. Wir mussten  unter einem Fels hindurch und durch durch eine enge Felsspalte klettern (die Männer robbten mit von sich gestreckten Beinen vorwärts) und danach eine Wand entlang klettern und wie Superman durch ein Loch rutschen. Wir lachten viel, weil die ganze Aktion eigentlich vollkommen sinnlos war (Sie erklärte auch die Löcher in den Clownshosen).
Schlussendlich mussten wir gegen den Strom wieder flussaufwärts laufen. Diesmal jedoch mit Licht. Dort angekommen mussten wir die 27m wieder hinaufklettern. Wir legten wieder unsere Gurte an und hoch ging es. Der Anfang war eigentlich ganz leicht, da die Wand viele Einkerbungen hatte, weiter oben wurde es dann schwieriger. Sarina kletterte zuerst, dann ich und so konnten wir uns darüber amüsieren, wie alle nur schwer atmend oben ankamen.
Als wir endlich die komplette Ausrüstung
ausgezogen hatten (gar nicht so leicht, das klebrige Zeug loszuwerden), durften wir duschen (meine Dusche war zunächst zu heiß, dann eiskalt und eigentlich nur ein Tröpfeln).
Zurück beim Office bekamen wir eine heiße Tomatensuppe mit Brötchen und schauten uns die Fotos an, die unser Guide während des fünfstündigen Ausflugs geschossen hatte.
Da wir noch nicht zurück wollten, machten wir einen Riverwalkway. Statt der angegebenen 1,5 Stunden brauchten wir über zwei. Der Weg führte überwiegend durch einen Wald: Schlangenlinien, Hügel hoch, Hügel runter, über Wurzeln, über kleine Flussläufe, durch Matsche... besonders die zweite Hälfte des Weges war schwierig zu begehen und ich küsste dreimal fast den Boden. Während wir so vor uns hinliefen, redeten wir ein bisschen auf Englisch, wie wir es schon im Auto häufiger gemacht haben.
Abends kochte Storm wieder für uns, während wir ihm von unserem Tag erzählten. Nachdem er sich jedoch beim Zwiebelschneiden in den Finger schnitt und es nicht mehr aufhörte zu bluten (er trug einen Gummihandschuh über dem Pflaster), ließ er uns zumindest die Zwiebeln schneiden.
Es gab Steak (diesmal perfekt) mit Kartoffelpuffer, Spiegelei, gebratenen Zwiebeln und Salat.
Danach hörten wir erst wieder Musik und schauen dann einen Horrorfilm. Storm schlief dabei tatsächlich ein und schnarchte vor sich hin (er behauptete, er sei fast eingeschlafen und wir sollten ihn wecken, wenn er wirklich einschliefe und wir den Fernseher ausmachten). Tatsächlich schnarchte er kurze Zeit später wieder, wurde aber glücklicherweise zum Filmende von alleine wach.

Tag 32: Hamilton Gardens with Karl


Wie es fast immer ist, unterhielten wir uns am letzten Morgen mit einer weiteren Deutschen. Obwohl sie mega jung aussah, war sie bereits 29!
Nach ziemlich vielen Pancakes machten wir uns auf den Weg zur ANZ und machten unser Bankkonto auf.
Danach trafen wir uns mit Karl (aus der Bar) im Hamilton Garden. Er führte uns herum, aber da wir uns durchgehend unterhielten, blieb nicht so viel des Gesehenen hängen. Außer vielleicht ein junger Maori, der sich über Karls Aussage aufregte, man könne in dem Fluss nicht schwimmen.
Nach der Rundführung setzten wir uns in ein Cafe und redeten weiter.
Als wir dreieinhalb Stunden später gehen mussten, brachte er uns bis zu unserem Auto. Unterwegs zeigte er uns seines: Gelb, woraufhin ich beide leicht auf den Arm schlug.
Eine halbe Stunde verspätet kamen wir bei Storm, unserem nächsten Gastgeber an. Er bot uns Bier (sowie später Jack Beams mit Cola) an und kochte Nudeln mit Käsesoße, Blattspinat, Bacon und Pilzen. Natürlich genau Sarinas Gericht, weshalb  ich einen Teil ihrer Portion aß.
Wir hörten Musik, redeten viel und durften sogar seine Paintballpistole ausprobieren. Sarina ließ sogar auf sich schießen, trug dabei aber seine Arbeitsjacke.
Wir hatten unser eigenes Zimmer mit super bequemen Doppelbett.

Tag 31: Hamilton Lake only


Am nächsten Morgen waren wir ziemlich müde. Eigentlich hatten wir wenig Lust, um acht aufzustehen (unser Zimmermitbewohner dachte der Wecker sei ein Anruf), aber die Pankakes machten es wieder wett.
Nach dem Frühstück ging Sarina wieder schlafen, ich blieb im Aufenthaltsraum.
Erst abends fanden wir die Motivation das Hostel zu verlassen und warfen einen Blick auf den Hamilton Lake. Jeder einen Kopfhörer im Ohr liefen wir durch Hamilton und ließen den gestrigen Abend Revue passieren.
Am See wurden wir von ganz vielen Enten und Gänsen empfangen. Wir genossen den Ausblick bis zum Sonnenuntergang.
Abends brieten wir Reis mit Zwiebeln und Ei an und chillten weiter vor uns hin. Die Nacht hatten wir tatsächlich wieder ein Viererzimmer für uns.

Samstag, 15. September 2018

Tag 30: Nightlife in Hamilton

Am morgen hätten wir beide nicht gedacht, wie der Tag enden würde.
Morgens blieben wir lange auf unseren Matratzen liegen und chillten etwas vor uns hin. Nach unserem eigentlichen Frühstuck bot Richard uns noch Pancakes an. Ungaublich lecker, ich habe ihn natürlich nach dem Rezept gefragt.
Auf dem Weg zu unserem Hostel suchten wir noch die auf Goggle Maps angezeigten Tauschstände ab, fanden jedoch nur einen und dieser war auch ein ganze Straße weiter als angegeben. Wir fuhren nur aus Zufall dran vorbei. Wir tauschten Zitronen gegen Käsebaconbrötchen und Früchtebrot. Ein Mann spielte mit seinen Kindern im Garten direkt hinter dem Kasten und redete uns voll. Wir verstanden aber nur einen Bruchteil von dem, was er sagte, da er einen ziemlich extremen Dialekt hatte.
Das Hostel überraschte uns tatsächlich, wir hatten es uns viel größer vorgestellt. Zwei Parkplätze weiter standen ein paar etwas ältere Jungs um ein Auto herum und boten uns prompt ein Bier an. Genau genommen boten sie uns jedes Mal ein Bier an, wenn wir irgendetwas aus dem Auto holten.
Mittags machten wir eigentlich gar nicht viel: In der Sonne zu Mittag essen, Bewerbungen schreiben und immer wieder an den seltsamen Jungs vorbeigehen, weil wir irgendetwas im Auto vergessen hatten.
Nach dem Abendessen (Standardgericht: gebratene Nudeln mit Zwiebeln und Ei) skypte ich mit Tomke  und danach ging es erst richtig los.
Eigentlich haben wir den erfolgreichen Abend wirklich nur Sarina zu verdanken. Ich hatte zu Beginn absolut keine Lust darauf gehabt, noch einmal rauszugehen. Meine Füße taten wegen der ganzen aufgescheuerten Sandfliesbisse weh (einer war sogar aufgeplatzt und eiterte, glücklicherweise haben wir Dank Sarinas Mutter eine ganze Reiseapotheke mit) und ich war müde - wahrscheinlich vom Nichts tun.
An der Bar 101 (hier hatten wir schon nach einem Job gefragt, wurden aber abgelehnt, da heute der letzte Abend war) wurden wir erst einmal enttäuscht. Erstens existierte unerwarteter Weise sogar eine kurze Schlange, der Eintritt kostete fünf Dollar und wir schienen komplett underdressed. Die Mädchen standen in kurzen Röcken herum.
Es dauerte einen Moment, bis wir uns entschieden, dann war klar: Wir würden noch einmal zurücklaufen, uns umziehen und schminken und dann noch einmal hierhin kommen. Gesagt getan.
Wir machten den komischen Typ aus unserem Zimmer wieder wach, um den Autoschlüssel zu holen und auch als wir diesen zurückbrachten, schreckte er wieder auf. Sarina schminkte uns beide und wir warfen uns in unsere "schicken Röcke" (wirklich Sachen zum Feiern haben wir jetzt wirklich nicht mit). Etwas weniger underdressed kamen wir zurück und die Schlange war um das zehnfache gewachsen. Schon beim Anstehen bekamen wir ein wenig Vorabifeeling. Es war ziemlich lustig, denn anscheinend waren alle schon extrem an- bis betrunken. Zwei Jungs vor uns erinnerten sehr an unsere Freunde zuhause: Freddy und Lennart. Sie hingen aufeinander als könnten sie nicht alleine stehen und der eine grinste die ganze Zeit. Der neuseeländische Freddy ließ uns sogar einschlagen.
Als wir endlich hineindurften wurden wir nahezu von der Menschenmasse erschlagen. Später habe ich gegoogelt: Die kleine Bar hatte tatsächlich eine Kapazität von 365 Personen!
Im Gegensatz zu unseren Partys war die Garderobe kostenlos und wir konnten zum Glück unsere wenig stylischen Regenjacken loswerden. Mit Edding bekamen wir eine rote 13 auf dem Arm gemalt. Auf der Tanzfläche banden wir uns aber auch bald schon die normalen Jacken um. Noch nie habe ich so viele Menschen auf so einer kleinen Tanzfläche tanzen sehen. Der Vorteil: unbegabte Tänzer wie ich fallen wenig auf, da sowieso alle nur von rechts nach links wippen und alle durch die Gegend geschubst werden, wenn sich wenig rücksichtslose Mitmenschen einen Weg durch die Masse bahnen.
Die Musik war richtig gut und das änderte sich den ganzen Abend nicht. Wir waren keine halbe Stunde auf der Tanzfläche, da lernten wir zwei nette Jungs kennen (die sich vorher gegenseitig nicht kannten). Wir tanzten den ganzen Abend mit den beiden, unterhielten uns etwas, soweit das mit der Musik ging und bekamen sogar etwas zu Trinken von ihnen ausgegebenen.
Wir blieben solange, bis das Licht angemacht und der Abend gegen drei Uhr als beendet erklärt wurde.
Der Weg von der Bar zurück zum Hostel verging unglaublich schnell, soviel hatten Sarina und ich uns zu erzählen. Sarina fand sogar zwei Münzen. Trotz der 13 auf unserem Armen, war die Nacht also ein voller Erfolg geworden. Und obwohl wir total leise war, weckten wir unseren Zimmergenossen wieder auf. Schon durch das leise Klicken der Türe wurde er wach. Um zwanzig vor vier lagen wir dann endgültig im Bett.

Freitag, 14. September 2018

Tag 29: Looking for a job


Das beste am Tag war das Abendessen!
Naja, wie auch immer. Nachts schlief ich irgendwie gar nicht (Fliegenbisse, nervender trockener Husten, Helligkeit) und auch am nächsten Morgen war ich vor den anderen beiden wach. Ohne die beiden nur im geringsten zu stören, ging ich duschen, wusch meine dreckige Wäsche und schaute meine Serie weiter. Erst als der dritte der vier Mitbewohner sich in der Küche sein Frühstück machte, regten die beiden sich.
Bei der ANZ konnten wir zwar nicht sofort unser Bankkonto eröffnen, bekamen aber zumindest einen Termin für Montag. Danach marschierten wir in ein paar Geschäfte, Cafés und Restaurants und fragten nach Jobs.
Dabei bekamen wir freundliche, aber auch nicht so freundliche Absagen und machten auch eine unerwartete Erfahrung. In einer Bar wurden wir mit einem energischen "No!" abgewimmelt, bevor wir die Frage überhaupt zu Ende formulieren konnten. Ein älterer Mann, der das sehr kurze Gespräch mitbekommen hatte, mischte sich neugierig ein. Kaum hatte er zwei Minuten mit uns geredet, da bot er uns ein Getränk an. Beim zweiten Mal nahmen wir dann an, jedoch lief es wider Erwarten nicht auf ein Gespräch hinaus. Stattdessen endeten Sarina und ich nachher mit unserem Orangensaft an einem kleinen Tisch und durchsuchten das Internet nach weiteren Jobangeboten.
Viermal rief ich heute bei IEP an, meine Kreditkarte ist zwar angekommen, aber kann nicht weitergeschickt, solange ich nicht über einen längeren Zeitraum eine feste Adresse habe.
Zur Abwechslung neben dem ganzen Organisatorischen, statteten wir den Hamilton Gardens einen Besuch ab. Schlussendlich endeten wir aber auch da nur auf einer Bank am See und googelten Jobs.
Zurück bei Richards Haus waren wir vor seinen Bewohnern da und musste erst einmal eine Weile warten.
Dafür war das Abendessen ein Traum. Wir zauberte Nudeln mit einer super scharfen Tomatensoße mit Zwiebeln. Echt lecker.
Abends fanden Sarina und Richard sich dann richtig in ihrem Element wieder und redeten stundenlang über das Schreiben von Romanen.

Donnerstag, 13. September 2018

Tag 28: Our way to Hamilton


Nachdem wir festgestellt hatten, dass wir wohl für heute kein Zimmer mehr in einem Hostel bekommen würden, hatte ich gestern Nacht noch einen Gastgeber in Hamilton angeschrieben. Tatsächlich hatte er mir auch bereits um halb eins zugesagt, auch wenn ich die Nachricht erst heute morgen gelesen habe.
Dan war nicht da, als wir aufbrachen, deshalb schrieben wir unser Dankeschön auf die Rückseite von Rachels Sauerteigbrotrezept, welches ich vorher abfotografierte hatte. Es würde mich schon interessieren, wie er darauf reagiert, das Rezept in der Hand zu halten. Der etwas aufwändigere Teig passt nämlich nicht wirklich in sein Haus, welches er nicht selten als basisch beschrieben hat. Ich selbst hatte neben der Schublade auch plötzlich den Hebel der Dusche und den Griff der Badezimmertür in der Hand.
Mit einem Zettel mit seinen Tipps bewaffnet fuhren wir los, diesmal nicht entlang der Ost- sondern der Westküste. Nach einer unendlich langen Strecke Schlangenlinien erreichten wir den kleinen Strand von Opononi. Das Meer ist hier wunderschön Türkis. Vom Viewpoint konnte man die ganze Küste und das gegenüberliegende Ufer sehen.
Als nächstes nahmen wir uns den Waipoua Forest vor. Dort steht seit ca. 2000 Jahren der heute größte, bekannteste Kauribaum.
Als wir mit dem kurzen Weg fertig waren, sprach uns ein Junge an und fragte uns, ob wir deutsch seien. Auf unsere Bestätigung hin wechselte er ins Deutsche. Er wollte den Walk durch den Wald machen, aber nicht alleine.
Zusammen mit Francesco aßen wir zu Mittag und machten dann den kurzen Track. Es tat schon gut, wieder mit einer anderen Person deutsch zu sprechen und laut Sarina, wäre ich mal wieder zur richtigen Quasselstrippe mutiert.
Die restliche Strecke fuhren wir nahezu durch, aber schnell wurde klar, um die angegebenen sieben Uhr würden wir nicht bei Richard ankommen. Die Zeit zog sich etwas dahin, als es zunächst bedeckter und dann dunkler wurde (und ich war nur Beifahrer!), aber die Lichter von Auckland City bei Nacht ließ uns wieder munter werden. Von der großen Brücke aus hatten wir eine tolle Aussicht auf die leuchtende, bunte Pracht.
Nicht weit entfernt von der Innenstadt entfernt, machten wir einen Abstecher zu mehreren Pataka Kai Locations und der Abend war endgültig gerettet. Auf der einen Seite war es verdammt lustig (fast wie eine Schnitzeljagd oder Geocaching und vor allem im Dunklen gar nicht mal so leicht, wir fanden tatsächlich nicht alle bei Google angegebenen Regale), auf der anderen Seite waren wir sehr erfolgreich. Neben einigen Konservendosen, ein paar Kartoffeln und sogar Müsliriegeln, konnten wir uns bei den Unmengen an Brot und Brötchen kaum entscheiden. Anscheinend hat es sich in diesem Bereich so eingebürgert, dass die Supermarktmitarbeiter nach Ladenschluss einige Sachen hierhin mitnehmen. Bereits im Auto aßen wir die Käsebaconstangen und die, im Dunklen für Schokobrötchen gehaltenen Dinge, entpuppten sich ebenfalls als herzhaft.
Gute zwei Stunden zu spät (wir hatten aber Bescheid gegeben) erreichten wir Richards Haus. Einer seiner Mitbewohner sowie eine deutsche Couchsurferin waren ebenfalls da. Wir bekamen etwas selbst gebackenes Naan Bread mit Soße, wir unterhielten uns und danach zeigte er uns sein Travler Book von Lonely Planet. Angeblich hat jedes Land zwei Seiten in diesem Buch. Anscheinend zeigt er jedem Backpacker dieses Buch und liebt es zu reisen.
Unser Schlafplatz erinnerte ein wenig an ein Sleepover in der High School. Drei Matratzen lagen nach Dicke sortiert mitten im Wohnzimmer und wir bekamen jeder noch ein Kissen dazu.
Die andere Couchsurferin lachte eine bisschen über seine liebevolle Art, aus den alten, etwas abgeranzten Matratzen ein Bett zu zaubern  Sie "surfte" schlussendlich tatsächlich auf der Couch.

Tage 27: Cape Reinga


Wie geplant machten wir uns auf nach Cape Reinga. Auf dem Weg stoppten wir bei der Henderson Bay. Der Sandstrand war tatsächlich leicht korallenfarben, wie wir gehört hatten und menschenleer.
Während wir Fotos auf den Steinen im Wasser machten, bekamen wir (und besonders Sarina) ersteinmal den Schock unseres Lebens. Mir ist Sarinas Handy aus der Jackentasche ins Wasser gefallen. Wie zwei aufgewühlte, orientierungslose Eichhörnchen sprangen wir über den Stand, dann dachten wir logisch und Sarina legte ihr Handy in unserem Reisbeutel trocken.
Danach gingen wir zunächst etwas am Strand entlang und widmeten uns dann einem unserer berühmten Selbstauslöserfotoshootings. Wir waren aber eindeutig außer Übung. Auf unendlich vielen Fotos waren wir zu langsam oder aber die meisten Fotos sind unscharf geworden. Die ganzen Brücken, Handstände und die vielen misslungenen Posen haben aber trotzdem Spaß gemacht, weshalb das nicht weiter schlimm ist.
Ab einem gewissen Viewpoint hatten wir absolut kein Netz mehr und nach einem letzten Stopp an einem Lookout erreichten wir endlich Cape Reinga. Das Wort „Reinga“ bedeutet so viel wie „Absprungplatz“ oder „Überfahrt“. Die Verstorbenen treten hier ihre letzte Reise zum Heimatland (Hawaiiki) ihrer Vorfahren an. 
Für den Tourismus ist Cape Reinga der nördlichste Punkt Neuseelands, auch wenn der wahre 30km weiter liegt.
Ein schöner Weg führt in Schlangenlinien vom Parkplatz zum Leuchtturm. Wir hatten Glück und eine riesige Truppe von einem Reisebus kam uns auf halber Strecke entgegen. So hatten wir Leuchtturm fast für uns. Wir machten Fotos vor dem Wegweiser und betrachteten die Wellen, die von den aufeinanderpralleneden Ozeanen zeugten. Dann kletterten wir noch einen Hügel hinauf, um den Leuchtturm und die Küste von weiter oben zu sehen und machten uns schließlich zurück zum Auto.
Auf dem Rückweg hielten wir an der Tapotupoto Bay und machten am Strand ein kleines Picknick, beobachten die Spatzen, sonnten uns (da außer den Vögeln keine Lebewesen auszumachen waren, lag ich im BH herum) und lasen ein bisschen. Das ganze war so lange richtig entspannt, bis ich vor lauter beißender Fliegen die Krise bekam, aufsprang und ins Auto flüchtete.
Als nächstes hielten wir bei den Te Paki Dünen. Gigantische Dünen, die ca. 150m über dem Meeresspiegel liegen. Der Weg auf die erste Düne hoch war echt anstrengend und danach litten wir beide an Sauerstoffmangel.
Wir machten viele Fotos (im Sprung, Rennen, Handstand,...), da die Sonne einfach mega schön hinter den Sandhügeln stand. Wir wollten eigentlich gerade andere Leute in der Ferne nach ihrem Bord fragen, um das Sandboarding einmal auszuprobieren, aber dann entfernten sie sich noch weiter und wir waren zu faul, ihnen mehrere hundert Meter die Sanddünen hoch und runter hinterher zu stapfen.
Runter ging schnell und war ziemlich lustig. Dort wo der Sand halbwegs fest war, rannten wir ziemlich schnell bergab und als es richtig steil und weich wurde, trabten wir wie zwei edle Andalusier im spanischen Schritt.
Als wir mit dem Auto wegfuhren, redeten Sarina und ich über die deutschen Jungs die mit ihrem Van auf demselben Parkplatz standen. Um sie gegen die Sonne besser erkennen zu können, hielt ich mir eine Hand über die Augen. Die Handbewegung wurde prompt mit einem Winken einer der Jungs erwidert. Wir waren also nicht die einzigen, die andere beobachteten.
Unser letztes Zwischenziel war dann weniger erfolgreich. Eigentlich wollten wir uns einen kleinen Hafen anschauen, aber wir fuhren in die falsche Einfahrt und beim Wenden stießen wir gegen einen Pfahl. Die rechte hintere Ecke des Autos ist jetzt ein bisschen eingebeult, mehr ist aber nicht passiert.
Danach beschlossen wir, geradewegs zurück zu Dans Haus zu fahren.
Mit dem Sonnenuntergang im Rücken, kamen wir dort an. Dan hatte eine Freundin (Sarina ist davon überzeugt, dass sie Rachel und sonst Ashley heißt) zu Besuch und aus Dankeschön für gestern, kochten wir für die beiden Pfannkuchen mit. Es war ein reines Desaster.
Zunächst nahmen wir auf der Suche nach einer Wage eine ganze Schublade auseinander (obwohl ich oben am Griff zog, fiel sie unten auf) und dann waren die Pfannen so beschissen und der Herd so heiß, dass uns Pfannkuchen drei und vier nahezu komplett verkohlten und dann das Öl in der Pfanne in Flammen aufging. Da wir nicht wirklich wussten, was wir machen sollten (Wasser, Öl und Feuer ist bekannterweise keine gute Kombi und das Handtuch gehörte nicht uns), hielten wir die Pfanne von uns weg, bis die Flammen von alleine erloschen. Die restlichen Pfannkuchen machten wir dann in einer mini aber gut beschichteten Pfanne. Für vier Leute dauerte das jedoch ziemlich lange und Sarina und ich teilten uns zwischendurch schon zwei.
Als wir mit kochen fertig waren, war die dicke Rauchdecke schon fast wieder aus der Wohnung verzogen und blieb scheinbar unbemerkt.
Nach dem Abendessen setzen wir uns zu den beiden nach draußen auf die Terrasse. Mittags waren wir noch mit T-Shirt und Hotpants herumgelaufen, nun saßen wir dick angezogen und in Kuscheldecke eingepackt in der Dunkelheit. Wir hörten Musik und tranken Lion Red, ein neuseeländisches Bier mit ganzen vier Prozent Alkoholgehalt. Die meisten Lieder kannte ich natürlich nicht und Dan dachte, ich verarsche ihn. Er selbst fühlte die Lieder richtig mit und interpretierte sie mit ausdrucksstarken Gesten und Gesichtsausdrücken. Teilweise bebte der Boden richtig, wenn er emotional aufstampfte.
Um zwölf machten wir dann das Licht aus.

Dienstag, 11. September 2018

Tag 26 Rainy day


Unser Aufbruch heute morgen ging schnell, vorher schliefen wir aber aus (in dem aktuell freien Zimmer von Richards Sohn). In drei verschiedenen Secondhandshops in Kerikeri ergänzten wir unseren Besitz um einige Campingutensilien, sowie einen Bademantel (ich habe sie wohl auf den Geschmack gebracht) und ein Buch für Sarina. Wir schauten uns The Stone Store an und wurden vom Regen überrascht. Die zwei Wasserfälle in der Nähe fielen daher wortwörtlich ins Wasser. Stattdessen fuhren wir zum Puketi Forest und machten einen kurzen Track. Glücklicherweise bestand der Weg aus erhöhten Holzplanken, denn die riesigen Kauribäume und Palmen standen verdammt tief im Wasser. Der dauerhafte Regen verstärkte den Scharm des Waldes aber nur noch mehr. Er wirkte wie ein richtiger Regenwald.
Es regnete fast den ganzen Tag durch, aber wie schon die letzte Woche sahen wir unzählige Regenbogen.
Eine kurze Regenpause und sogar minimal blauen Himmel nutzen wir auf einem Hügel, einem wundervollen Viewpoint in der Nähe vom Hihi Beach. Weiter ging es zur Cable Bay. Dort fand ich ein Schneckenhäuschen, das sich wunderbar als Einhornhörnchen umfunktionieren ließ und Sarina trainierte ein wenig Diskus, welchen ich wie ein Hündchen jedes Mal wieder zurückholte.
Da wir aufgrund des Regens viel zu früh dran waren, gingen wir noch einmal bei PaknSave einkaufen und machten uns dann mit dem Prinzip des Pataka Kai (Take what you need) vertraut. Eine Art Tauschprogramm für Lebensmittel. Auf der ganzen Nordinsel verstreut, gibt es dafür Regale.
Eine dreiviertel Stunde zu früh kamen wir bei Dan (23) Zuhause an. Wie schon gestern, schlug unser Versuch fehl, unbemerkt auf die richtige Uhrzeit zu warten und er holte uns ins Haus. Sein Flatmate kam erst später.
Die beiden kochten uns Steak (aufgrund unseres Wunsches "nicht blutig" nahezu eine Schuhsohle) mit gebackenen Kartoffelspalten und Salat. Während des Kochens, des Essens und danach schauten wir eine seltsam Serie über eine schräge Hochzeit und einen noch seltsameren Film.

Montag, 10. September 2018

Tag 25: Richard's home


Nach dem alles geputzt und die Sachen im Auto verstaut waren, ging es endlich wieder auf die Reise. In Whangarei tankten wir verhältnismäßig teuer, aber im Vergleich zu den letzten Tankstellen recht günstig mit unser AAFuelcard. Sarina wirkte anscheinend so verzweifelt, dass ein älterer Mann uns freundlich seine Hilfe anbot. Danach machten wir einen Großeinkauf bei PaknSave. Und wie jedes Mal waren wir mit den riesigen Regalen voller Angeboten total überfordert. Zehn Kilo Reis und 1,5 Kilo Haferflocken sind nur die Extrema unserer Einkaufsliste. Unter anderem entschieden wir uns auch für zwei Soßen im Angebot. An der Kasse bezahlten wir aber den normalen Preis, weshalb ich noch einmal zurückging, um den Irrtum zu reklamieren. Nach einem kurzen Telefonat zur Überprüfung des Angebots bekamen wir unser Geld zurückerstattet. Aber nicht nur die Differenz, sondern den ganze Betrag. Und die Soßen durften wir ebenfalls behalten!
Eigentlich wollten wir danach einen tropischen Garten besuchen, aufgrund des Regens aßen wir aber nur im Auto auf dem Parkplatz unser Sandwich und fuhren dann weiter nach Kerikeri. In Haruru schauten wir uns noch einen Wasserfall an. Dort wurden wir von ganz vielen Hühnern empfangen, die gackernd von allen Seiten auf uns zugetrabt kamen und uns umzingelten. Einige nutzen unser Auto als Regenschutz. Es gab dort ebenfalls einen tollen Wanderweg, den ich aber nur ein bisschen entlang und wieder zurücklief, da Sarina im Auto auf mich wartete.
In Kerikeri statteten wir dem Rainbow Fall noch einen Besuch ab. Den Regenbogen sahen wir aber schon auf dem Weg dorthin, vor Ort schien leider keine Sonne mehr. Wieder begegneten uns zwei Deutsche mit Campervan.
Um halb sechs kamen wir bei unserer Unterkunft für die Nacht an. Wie auch morgen machen wir Couchsurfing.
Wir wurden von dem etwas älteren Engländer schon mit einer Umarmung begrüßt und er hatte schon einen Teil des Abendessens vorbereitet. Es gab Pasta mit Hühnchenbaconbolognese, Brokkoli und ganz viel Käse. Während das Essen kochte, unterhielten wir uns ein wenig und es viel sofort auf, wie vernarrt er in Fußball ist. Zwischendurch mussten wir drei herzlich über meine Verwunderung lachen, warum sein Handy im Toaster steckte. Darüber bin ich auch immer noch verwundert. Warum nicht?, war nur seine Antwort auf meine ausgesprochenen Gedanken.
Nach dem Abendessen saßen wir noch etwas am Tisch und redeten, und wie schon zuvor füllte sich mein Weinglas wie von selbst auf. Heute habe ich vermutlich mehr Wein getrunken, als in meinem ganzen Leben (beschränkt sich aber auch auf einen Schluck Rotwein auf einer Hochzeit, einem Schluck Weißwein letztes Jahr Weihnachten, noch einem Schluck Rotwein beim Abiball und dem Glas Weißwein bei Rachel). Nach dem ich mich ersteinmal an den Geschmack gewöhnt hatte, ließ sich der Weißwein eigentlich auch ganz gut trinken. So wie Rachels letzte Woche, hat unser Gastgeber ihn selbst gebraut.
Im Wohnzimmer schauten wir dann irgendwas Ähnliches wie Sportschau und grillten währenddessen Schokoladenbananen im Kamin. Zuvor hatten wir schon etwas der salzigen, etwas mit Karamell verfeinerten Schokolade probieren dürfen und unserem Gastgeber fiel sofort meine Vorliebe für Schokolade auf. Scherzhaft hatte er deshalb die ganze Zeit einen extra Blick auf die Schokolade.
Danach hörten wir noch ein Album von Lightning Bolt. Süßer Weise brachte er uns die restliche Schokolade zum Sofa und wir durften sie aufessen. Wir redeten noch etwas (vermutlich mehr als die ganzen letzten zwei Wochen mit Andy) und genossen es, länger als bis zehn Uhr Licht zu haben.

Sonntag, 9. September 2018

Tag 22,23 24 Switch


Die letzten zwei Tage verliefen eher ereignislos. Freitag arbeiteten wir wieder mit Andy (seine Laune stieg im Laufe des Tages von genervt auf ziemlich gut gelaunt) und wir erledigten die gleichen Aufgaben wie immer und versuchten zusätzlich, drei Kälber auf eine andere Weide zu bringen. Wir entwurmten sie, nahmen ihnen die Decken ab und ich durfte ihren Schweifansatz als Erkennungszeichen pink anzusprühen. Die drei schauten sich die neue Umgebung aber kaum an und beschlossen schnell, dass sie auf keinen Fall bei den etwas älteren und größeren Tieren bleiben, sondern zurück zu ihrem Gruppenverband (nur 200m weiter) wollten. Im rasenden Galopp preschten sie über die Wiese, quetschen sich durch den Zaun und man sah nur noch die pinken Hintern davongaloppieren. Am Gitter ihres alten Paddocks wurden sie von einer Horde aufgedrehter Freunde begrüßt. Mission fehlgeschlagen, würde ich sagen.
Abends spielten wir erneut eine Runde Rommykub mit Stella und diesmal gewann ich. Falls wir noch einmal spielen ist Sarina also an der Reihe!
Gestern zupften wir nach der Arbeit mit Rachel wieder Unkraut. Diesmal aber nicht mit der Begleitung von Switch, sondern von Dash. Stella wollte ihn kurz unter unserer Aufsicht lassen, sobald sie sich aber nur zehn Meter entfernt hatte, sprintete das kleine Lamm ihr hinterher. Stella drückte Sarina daraufhin eine Leine in die Hand und erst als sie außer Sichtweite war, ließen wir Dash wieder laufen. Relativ uneffektiv half er uns hier und da, ein paar Gräser auszurupfen. Switch stattete uns auch einen kurzen Besuch ab und scharrte ein paar Steine herum.
An unserem letzten Tag, hatten wir dann das Privileg mit unserem Auto zur Farm zu fahren (das stinkt jetzt vermutlich nach Stall und hat hoffentlich keine weiteren Beulen durch die kleinen Steinchen davongetragen) und selbstständig zu arbeiten.
Wir teilten uns die Aufgaben auf und während ich alles im Stall erledigte, kümmerte sich Sarina darum, dass alle Kälber auf den Padocks versorgt waren. Bei der letzten fuhr ich mit, um die Farm einmal komplett auf Video zu haben. Da wir sowieso alleine waren, nahmen wir uns auch die Zeit, Fotos mit den Kühen und Ziegen zu machen.
Unser ganze Wohnzimmer steht aktuell voller Kisten. Wir haben angefangen, unsere Besitztümer zu säubern (Geschirr, Herd,...), zu sortieren (Sid hat uns das Spiel 6 nimmt auf französisch geschenkt, welches ich schon immer einmal haben wollte) und einzuräumen.
Irgendwann mauzte es vor unserer Haustür und wer saß da? Natürlich Switch. Ich ging zu ihr (ich bin mir relativ sicher, dass es sich um eine sie handelt) und streichelte sie. Bestimmt eine dreiviertel Stunde saß ich im Bademantel in der Türschwelle und kraulte die warme Katze auf meinem Schoß. Zwischendurch beobachteten wir beide einen komischen Vogel: Hühnergroß, schwarzblau, nahezu flugunfähig und Geräusche von sich geben, die eher an eine jeden Moment abkratzende und dringend ölbenötigende Türe. Der schräge Vogel krächzte die ganze Zeit vor sich hin, schlug hilflos mit den Flügeln und fiel fast über den Zaun. Switch und mein skeptischer Blick müssen unbezahlbar gewesen sein.
Für das Abendessen brauchten wir bestimmt fast eine Stunde. Rachel erzählte uns wortwörtlich Geschichten von Gott und der Welt, inklusive ihrer Erfahrungen von Wundern. Während Sarinas Blick nur immer ungläubiger wurde, fand ich Rachels Art zu erzählen, ihre Begeisterung und Überzeugung super interessant. Stella hatte irgendwann genug von den Erzählungen ihrer Mutter und fing ungeduldig an, Nudeln von deren Teller zu klauen und versuchte sogar den ganzen Teller zu sich herüberzuziehen, bis sie irgendwann vom Tisch entlassen wurde und duschen ging. Danach war sie es aber, die nicht mehr aufhören konnte zu reden und als wir dann noch Rummykub spielten, sang oder quasselte sie die ganze Zeit vor sich hin. Ich gewann noch einmal, und da Stella, wie sie uns zu vor noch aufgeregt erzählt hatte, sehr wettbewerbseifrig ist, spielten wir noch zwei schnelle Runden GoFish (vermutlich zwei, weil sie in der ersten Runde von mir geschlagen wurde und erst die zweite gewann) und zuletzt noch eine Runde Memory, obwohl Rachel sie schon weit zehn Minuten ins Bett schicken wollte. Als wir sie zurück kommen hörten, war ich gerade noch am mischen und Stella riss mir die Karten aus der Hand und versuchte sie so schnell wie möglich zu verteilen. Rachel durchschaute unseren  Versuch, ließ uns aber spielen. Dabei gab sie jedoch die ganze Zeit Tipps und Kommentare ab (Sarina gewinnt, Lilli macht das jetzt,...). Die Verabschiedung war gespielt theatralisch. Stella warf sich in unsere Arme und jammerte, uns nie wieder zu sehen.

Mittwoch, 5. September 2018

Tag 21: Day trip


Heute hatten wir endlich einen Tag frei. Eigentlich wäre das morgen der Fall gewesen, aber aus irgendeinem uns nicht ganz erfindlichem Grund braucht Andy unsere Hilfe anscheinend nicht mehr.
Wir fuhren zu den Waipu Caves und wollten in den Höhlen eigentlich Glühwürmchen sehen. Wir waren nicht die einzigen Deutschen, die auf die Idee kamen, aber wir verloren uns schnell aus den Augen. Mit unseren Handytaschenlampen bewaffnet endeten wir zunächst in einer Sackgasse, drehten um und überqueren einen kleinen Bach mit Hilfe von Steinen (lachten uns tot, nachdem ich mich fast hinlegte) und scheiterten dann vor einem großen Bach. Da er nicht tief war, zog ich meine Schuhe aus und wollte die andere Seite erkunden. Das Wasser war eiskalt und die Steine echt spitz. Fluchend (wegen des Echos ziemlich lautstark) erreichte ich das Ufer und wurde von noch mehr Wasser erwartet.
Anstatt die Glühwürmchen in der Höhle zu sehen, lief es also darauf hinaus, dass wir auf ihr herumkletterten. Verschiedenste matschige und verwilderte Trampelpfade führten durch den Wald bis zu riesigen Steinen.
Weiter ging es zum One Tree Point. Zunächst führte uns Google aber zu einem eigentlich falschen, aber süßen kleinen Strandabschnitt. Wir stecken uns Blumen ins Haar und machten Fotos. Beim richtigen Strand fanden wir einen riesigen Baum, auf dem man es sich wunderbar gemütlich machen konnte.
Unser nächstes Ziel war das Marsden Point Visiter Centre, dass sich zu unserer Überraschung als Infozentrum über Ölraffinerie entpuppte.
Auf dem Rückweg hielten wir beim Rukaka Beach. Dort sammelten wir wieder Muscheln und bekamen beide nasse Füße, während wir probierten, Fotos zu machen.
Außerdem legten wir noch einen Zwischenstopp bei einem Aussichtspunkt ein. Von dort aus hatte man einen tollen Blick über die Hügel von Maungaturoto bis zum Meer.
Bevor unser Ausflug ganz zu Ende war, fiel mir noch ein Secondhandshop auf. Wir entdeckten zwei Decken, eine Suppenkelle und eine kleine Dose für uns und ich gönnte mir noch einen kuscheligen Bademantel.

Tag 20: Number 60


Bei der Arbeit mit Rachel passierte heute nicht viel, außer dass der Hygienestandard in die Höhe gehoben werden soll. Das heißt: ständiges Kuhscheiße entfernen, Handschuhe wechseln, Stiefel säubern.
Außerdem treibt uns Nummer 60 langsam endgültig in den Wahnsinn. Oder Daisy. Oder beide.
Heute hat die Milchkuh Daisy es nach dem Melken tatsächlich geschafft, bis zur mittleren Kälbchenwiese zu rennen und Nummer 60 trinken zu lassen. Und 60 hält sich auch für etwas ganz besonders und trinkt ausschließlich von Daisy!
Sarina und ich mussten die goldbraune Kuh wieder hinauftreiben und Nummer 60 ließ sich einfach nicht davon abhalten, mit hinaufzutraben. Hinauf ging schnell, runter dauerte lange...
Mit ganzer Kraft schob ich das Kalb am Hintern und an der Schulter gepackt nach unten. Teilweise gab es Momente, wo es sich absolut keinen Zentimeter bewegte! Nie hätte ich gedacht, dass sich so ein kleines Tier so schwer machen kann.
Zum Abendessen gab es endlich einmal Nudeln mit einer vegetarischen Bolognesesoße. Jedoch war ich zu langsam und während Sarina einmal und Stella zweimal recht viel nachnahmen, bekam ich nur eine mini zweite Portion.

Montag, 3. September 2018

Tag 19: Nothing


Um Punkt sieben Uhr ging es schon zu Farm. Rachel hatte einen strikten Tagesplan und musste schon um elf wieder weg. Bis dahin musste das meiste erledigt sein.
Als sie die Farm verließ, mussten wir nur noch die Kälber auf den Wiesen füttern und die Tröge und die Milchpumpe säubern. Währenddessen kümmerte sich Andy (der von einer Nachtschicht in der Fabrik kam und auf den eine weitere heute Abend wartete) zusammen mit dem Tierarzt um die Kälber und eine Kuh mit Hufverletzung. Sarina fuhr uns beide in Rachels Auto zurück.
Da wir schon so früh angefangen hatten und um kurz nach elf fertig waren, es aber die ganze Zeit regnete, schauten wir zwei Filme, aßen Kekse und machten sonst was.
Da wir noch immer keinen Bankaccount haben, führten wir bis abends ein paar Telefon- und Skypegespräche und schrieben e-Mails. Mal sehen, was sich nun tut.

Samstag, 1. September 2018

Tag 18: A long day


Mit Andy zu arbeiten ist so viel entspannter als mit Rachel. Unser Arbeitstag war nicht 100% und auf jede Minute durchgeplant und wir hatten auch mal Zeit, durchzuatmen, während wir z. B. darauf warteten, dass sich der Wasserkanister füllte. Jedoch mussten wir drei tote Kälber wegtragen, die er später vergraben wollte und das kostete mich schon einiges an Überwindung.
Da wir heute sechs Stunden arbeiten sollten, lud er uns zum Mittagessen ein. Mit unseren schmutzigen Klamotten kamen wir im Truck angefahren und marschierten in die kleine Bude ein. Wir bestellten Pommes und Hamburger mit Bacon und Ei. Während wir auf das Essen warteten, gingen Sarina und ich auf den kleinen Spielplatz gegenüber und wippten. Wir sahen bestimmt aus wie zwei zu groß geratene Kleinkinder, die vorher noch schön im Matsch gespielt hatten.
Zwischendurch wollte ich die Steinchen aus meinen Gummistiefeln schütteln und stellte mich dabei ein wenig dumm an, da ich den Schlamm nicht an den Fingern haben wollte. Mir fiel der Stiefel aus der Hand und jedes Mal, wenn ich danach greifen wollte, bewegte Sarina die Wippe so, dass ich ins Leere griff. Und das für Ewigkeiten!
Unser Essen genossen wir im Truck, während wir erneut Wasser in den riesigen Kanister laufen ließen. Pappsatt machten wir uns dann auf den Weg zu den Jungtieren, die morgen verkauft werden sollen. Wider erwarten wurde uns auch nicht schlecht.
Wir mussten sie von der Weide bis nach vorne treiben. Gar nicht mal so leicht.
Zunächst fanden wir sie erst gar nicht und dann mussten wir sie zu Fuß auf sie Kälbchenweide treiben, weil es zu matschig für das Quad war. Nun hieß es die Jungtiere wieder von den Kälbchen zu trennen. Sarina wartete am Tor, während ich mit auf dem Quad saß und Andys Fahrkünste bewunderte. Wie ein Cowboy auf einem Pferd (was ich persönlich bevorzugt hätte) jagte er die Kühe über die Wiese, schnitt ihnen den Weg ab und trieb sie als Gruppe zum Ausgang. Ich konzentrierte mich hauptsächlich darauf, mich auf dem Fahrzeug zu halten.
Als wir die Jungtiere endlich hatten, fehlte eins. Die ganze Prozedur fing wieder von vorne an, nur schlimmer.
Sarina wartete wieder am Tor und Andy und ich fuhren, die Tiere suchen. Diesmal setzte ich mich hinter ihn auf den Sitz und nicht nur auf die Seite, denn es ging auf die Wiese selbst. Unzählige Male blieben wir fast und dreimal richtig stecken. Da Sarina diesmal nicht dabei war, kam für mich auch einmal der Moment, auf das Gas zu drücken. Von einem Schlammloch schlitterten wir ins nächste und während wir den großen Hügel hinaufbretterten wiederholte Andy dauerhaft: "Hold on". Adrenalin habe ich für heute auf jeden Fall genug ausgeschüttet.
Aber der Ausblick war es wert. Erstens entdeckten wir die Jungtiere und zweitens sah man die ganze Farm und noch weit darüber hinaus. Leider kamen wir mit dem Quad aber nicht  bis zu den Kühen. Also ging es zurück, wir sammelten Sarina wieder ein und fuhren einmal auf der anderen Seite den Hügel hinauf. Mit den orangen Kuhtreiberstöcken bewaffnet, teilten Sarina und ich uns auf und versuchten uns einen Weg durch das Gebüsch zu bahnen und die Kälber das raue Gelände hinunterzutreiben. Es war mega windig und ich nutze einen der herumliegenden Äste als Wanderstöcke um nicht rücklings vom Hügel geweht zu werden oder mir die Füße zwischen Baumstämmen, Wurzeln, Ästen, Unkraut und Erdlöchern zu brechen.
Mit lautem Geschrei und Armgefuchtel bekamen wir die 13 Tiere schließlich den Hügel hinab. Andy kam uns zur Hilfe und wir bekamen sie auf die Kälbchenweide. Und wieder folgte eine Extrafahrt Quadrodeo für mich, bis die älteren Tiere von der Weide zu den bereits vorher Eingefangenen getrieben waren.
Nun mussten wir die acht Kühe raussortieren, die verkauft werden sollen. Andy stand im Paddock und trieb die Kühe zu uns und ich hatte die Aufgabe, das Tor für die richtige Tiere zu öffnen und für die falschen zu schließen. Bei den ersten sechs lief alles erstaunlich gut, der siebte (ein Gigant von Bulle) weigerte sich vehement, sodass uns einer sogar wieder zurück zur Herde entwischte. Schlussendlich hatten wir aber acht.
Andy fuhr Sarina und mich wieder hinauf und platzierte uns an den Problemstellen des Weges. Wir sollten sicher gehen, dass die Jungtiere nicht falsch abbiegen und auch auf die richtige Weide kommen, um morgen schnell abgeholt werden zu können. Die übrigen kamen zurück auf ihre Weide und danach ging es für uns auch endlich zurück: gute acht Stunden nach unserem Aufbruch heute Morgen. Wir waren schon echt fertig, aber hatten auch etwas geschafft. Diesmal hatte ich wirklich das Gefühl, bei etwas geholfen zu haben, dass Andy nicht alleine geregelt bekommen hätte.
Nach dem Abendessen spielten wir mit Stella Rummykub. Und obwohl sie die ganze Zeit behauptete, zu verlieren, gewann sie schlussendlich doch.

Tag 17: Farmer Market


Diesmal begannen wir nicht mit der Arbeit, sondern erst mit dem Vergnügen. Rachel setzte Stella (11) und uns bei einem Markt ganz in der Nähe der Farm ab, während sie schon einmal die Milch fertig machte.
Wir machten einen Walk durch den Wald. Schon bevor wir diesen erreichten, waren unsere Turnschuhe komplett durchnässt und wir passierten ein Schild aus dem Stella herausinterpretierte, dass der Pfad aufgrund des Matsch geschlossen sei. Trotzdem gingen wir weiter und bald schwommen unsere Füße in Wasser.
Auf einer Wiese standen kleine Bäumchen, die je für eine verstorbene Person gepflanzt wurden. Unter anderem auch für ihren Vater.
Wir mussten über eine Brücke, unsere Schuhe abputzen und mit Desinfektionsmittel einsprühen, um die Kauribäume nicht zu gefährden. Keine Minute später standen wir vor einigen dünnen Bäumchen, die x-förmig den Weg versperrten. Nach kurzer Inspektion und einiger Überlegungen, ob wir den Weg nun benutzen dürften oder nicht, gingen wir weiter. Ein Vogel flatterte auf und dann schnaubte etwas laut im Gebüsch. Das Schnauben und die später immer häufiger werdenden Kuhfladen und Hufabrücke erklärten von selbst, mit welchen Tieren wir uns gerade den Wald teilten. Sarina und ich erwarteten, dass jeden Moment eine Kuh oder sogar ein Bulle aus dem Gebüsch stürmt. Stella hingegen war noch immer überzeugt, der Pfad sei nur wegen des Matsches geschlossen.
Mehrmals standen wir an Wegkreuzungen, wussten nicht wo lang und stimmten auf gut Glück ab. Wir sahen viele Kauribäume, Silberfan, Maori Pits,... und Stella erklärte uns viele interessante Dinge. Während der Stecke verteilte sie immer wieder ihre Gummibärchen, die sie bereits zwei Minuten nach Spaziergangbeginn das erste Mal hervorgezaubert hatte.
Wir kamen unversehrt - ohne uns zu verlaufen und ohne Animalcrossing - aus dem Wald heraus und obwohl es ein Rundgang war, kam keine weitere Sperrung. Daraus folgerten wir, dass es uns erlaubt gewesen war, den Walk zu machen. Wir liefen noch kurz über den Markt, aber es roch alles so gut (Bacon, Kuchen, Brot), dass wir schnell weiterliefen. Später teilten wir uns einen Keks von Stella, den ihre Schwester eigentlich für sie gekauft hatte.
Mit nassen Füßen begann dann unsere Arbeit auf der Farm. Wir halfen heute eine Stunde weniger und arbeiten dafür morgen eine Stunde mehr.
Wir stellten unsere Schuhe mittags zum Trocknen in die Sonne und als wir sie nach dem Abendessen und einem Film wieder reinholen wollten, erwartete uns eine böse Überraschung. Ich habe von meiner Familie und deren Bekannten viele Geschichten gehört: giftige Tiere in den Schuhen wie in Australien gibt es hier nicht und Schuhdiebe? Wir sind hier mitten im Nichts und schließen noch nicht einmal unsere Haustüre ab. Wer sollte da schon unsere Schuhe haben wollen? Oder was sollte anderes passieren?
Wir hatten jedoch die süßen, überhaupt nicht glitschigen Schnecken nicht mit einberechnet, die auf und in unseren Schuhen saßen und alles eingeschleimt hatten... Außerdem waren die Schuhe wieder genauso nass wie vorher, da es hier mit der Dunkelheit nicht nur kalt sondern auch feucht wird.